Hessische Ärztekammer fordert Strategie gegen Lieferengpässe bei Medikamenten

Pressemitteilung

Die Situation ist alarmierend: Seit Jahren nehmen die Fälle nicht lieferbarer Arzneimittel in Deutschland zu. Betroffen sind u.a. Zytostatika zur Behandlung von Krebserkrankungen, Impfstoffe oder auch hochwirksame Antibiotika. "Plötzlich stehen Medikamente, die dringend zur Behandlung von zum Teil lebensbedrohlichen Erkrankungen benötigt werden, für einige Wochen oder Monate nicht mehr zur Verfügung. Für die betroffenen Patienten schlichtweg eine Katastrophe", kritisiert der hessische Ärztekammerpräsident Dr. med. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach.

Ab 2017 ist mit erheblichen Lieferengpässen bei dem Breitband-Antibiotikum Tazobactam zu rechnen, das in Krankenhäusern zur Behandlung von bakteriellen Infektionen zum Beispiel der unteren Atemwege, der Harnwege, der Bauchhöhle, der Haut oder des Blutes angewendet wird. "Voraussichtlich werden wir ab Januar bis Mitte des nächsten Jahres nicht mehr in der Lage sein, das Medikamente einzusetzen", warnt Dr. med. Susanne Johna, Oberärztin und Präsidiumsmitglied der Landesärztekammer Hessen. Grund für den Lieferengpass ist die Explosion in einem Produktionswerk des Herstellers in Asien.

Die Ursachen für Lieferengpässe sind vielfältig und liegen häufig in der globalen Ausrichtung und Monopolisierung des Arzneimittelmarkts, in Produktionsverlagerungen, hohem Preisdruck und Produktionsausfällen begründet. Das kann gefährliche Folgen für die Patienten nach sich ziehen: Im Fall eines nicht verfügbaren Antibiotikums etwa greifen viele Ärzte ersatzweise auf andere Präparate zurück, die möglicherweise nicht denselben Behandlungserfolg erzielen, oder mehr Nebenwirkungen haben. Wenn häufiger Reserveantibiotika eingesetzt werden müssen, ist dies insbesondere im Hinblick auf Entwicklungen bei multiresistenten Keimen problematisch.

"Wenn wir durch Lieferengpässe nicht mehr zu einem rationalen Einsatz geeigneter Antibiotika in der Lage sind, geht dies zu Lasten der Patientensicherheit. Im schlimmsten Fall geraten Menschenleben in Gefahr", warnt der hessische Ärztekammerpräsident Dr. med. Gottfried von Knoblauch. "Dies gilt ebenso für Lieferengpässe bei hochwirksamen Krebsmedikamenten oder Impfungen". Die Landesärztekammer fordert daher eine umfassende Strategie, mit der die Produktions- und Lieferfähigkeit dringend benötigter Medikamente verbessert wird.

Weiterführender Link:

  • Informationen aus BfARM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) und PEI (Paul-Ehrlich-Institut) im Bulletin zur Arzneimittelsicherheit, Ausgabe 4/2016:
    • "Liefer- und Versorgungsengpässe bei Humanarzneimitteln. Eine Übersicht über die Aktivitäten des BfARM", Seite 22
    • "Lieferengpässe bei Impfstoffen - Meldungen, Gründe und Auswirkungen", Seite 30

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