Ärztin – Traumberuf mit Hindernissen

Pressemitteilung

Ergebnisse einer Umfrage der Landesärztekammer Hessen

Auf dem besten Weg zum Frauenberuf: Ärztin steht an 2. Stelle der Berufe, für die sich Schülerinnen laut einer aktuellen Allensbach-Umfrage interessieren. Dagegen rangiert der Arztberuf bei Schülern erst an 10. Stelle der Berufswünsche. Ein Trend, der sich auch an den Universitäten widerspiegelt. Im Studienjahr 2002 waren bereits 62% aller Studierenden im 1. Semester Humanmedizin Frauen – 20% mehr als noch im Jahr 1990.

Wie aber sieht die Situation jüngerer Ärztinnen nach Studium und AiP-Zeit aus? Eine Umfrage, die die Landesärztekammer Hessen in diesem Jahr durchgeführt hat, zeigt, daß sich für viele die Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellt. Mit der Folge, daß sie sich entweder gegen Kinder oder – zumindest für eine befristeten Zeitraum - gegen die ärztliche Tätigkeit entscheiden. Geregelte Arbeitszeiten oder Teilzeitstellen sind vor allen im Krankenhaus noch immer Mangelware.

Von den derzeit 8.771 jüngeren Mitgliedern der Landesärztekammer Hessen (bis einschließlich Geburtsjahrgang 1963) sind etwa 50% (4.374) weiblich. Befragt wurde die Hälfte (211) aller jüngeren in Hessen gemeldeten Ärztinnen, die sich zum Zeitpunkt der Erhebung in Erziehungsurlaub befanden oder im Haushalt tätig waren, zu ihrer weiteren Berufsplanung. Der Rücklauf betrug 60%.

Die überwiegende Mehrheit (77%) der Befragten will die ärztliche Tätigkeit nach einer Familienpause wieder aufnehmen. Weniger als 1% möchten nicht mehr berufstätig sein; 4% planen, berufsfremd zu arbeiten. Der Rest ist noch unentschlossen (18%). Allerdings machte die Befragung deutlich, daß nach einer Pause von mehr als fünf Jahren die Absicht, in den Arztberuf zurückzukehren, deutlich nachläßt. Sie sinkt von 85% (Ärztinnen mit weniger als fünf Jahren Pause) auf 40% (Ärztinnen mit fünf oder mehr Jahren Pause).

Langfristig strebt fast die Hälfte der befragten Frauen, die nach der Familienpause wieder berufstätig werden wollen, die Niederlassung, dagegen nur knapp ein Fünftel eine Tätigkeit im Krankenhaus an. Die Schwierigkeit, familiäre Verpflichtungen und die Arbeitsbedingungen im Krankenhaus in Einklang zu bringen, dürfte in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielen. Mehr als ein Viertel der Befragten möchte zwar wieder in der Patientenversorgung arbeiten, ist allerdings bezüglich der Details noch unentschlossen.

Ein „Ausstieg aus der Patientenversorgung" in nichtkurative Berufsfelder wird selten erwogen. Dies verwundert wenig, da für die befragten Ärztinnen bei ihrer Berufswahl die Kriterien „Helfen wollen" und „Umgang mit Menschen" von zentraler Bedeutung waren. Diese werden von 54% bzw. 44% der Befragten genannt, direkt nach „wissenschaftlich/medizinischem Interesse" (60%) und noch vor „interessantem/vielseitigem Tätigkeitsfeld/Beruf"(25%). Die Kriterien „Sozialprestige" (4%) oder „gutes Einkommen" (4%) spielten dagegen für die Berufswahl der befragten Ärztinnen offenbar nur eine nachgeordnete Rolle.

Bei vielen Ärztinnen mit Kindern besteht der Wunsch nach einem Teilzeitarbeitsplatz. Nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig – d.h. in einem Zeitraum von fünf bis zehn Jahren – strebt die große Mehrheit der befragten Ärztinnen mit Kindern, die sicher in den Arztberuf zurückkehren wollen, eine Teilzeittätigkeit an: 84%.

Fazit: Der Anteil der Frauen im Arztberuf wird in den kommenden Jahren weiter steigen, aber es fehlt bisher an Initiativen, die Ärztinnen mit Kindern die Arbeit im Krankenhaus erleichtern könnten. Die Landesärztekammer Hessen fordert daher, daß auch angesichts des sich abzeichnenden Ärztemangels kurzfristig insbesondere das Potential an bereits aus- und weitergebildeten Ärztinnen genutzt wird. Es müssen Bedingungen geschaffen werden, die es ermöglichen, Familienpflichten und Berufstätigkeit leichter und flexibler zu koordinieren, um den Arbeitsplatz Krankenhaus für Frauen wieder attraktiver zu machen. Hierzu bedarf es sowohl geeigneter Serviceangebote (z.B. Kinderbetreuung am Krankenhaus u.ä.) als auch vermehrter, verbesserter und an die besonderen Bedürfnisse von Frauen mit Kindern angepaßte Teilzeitmodelle.

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