Wie eine Rettungskette in der Landes- und Bündnisverteidigung funktioniert, erlebten Vertreter der Landesärztekammer Hessen beim Sanitätsdienst der Bundeswehr in der Gäubodenkaserne Feldkirchen hautnah mit. Sie durften dort als Gäste an einer sogenannten Informationslehrübung teilnehmen.

Eine Drohne fliegt über die Köpfe der Zuschauer hinweg. Nur wenige Augenblicke später wirft sie Munition auf eine Panzerbrigade ganz in der Nähe. Explosionen sind zu hören. Verwundete schreien vor Schmerz und werden von ihren Kameraden schnellstmöglich aus der Angriffsfläche gezogen.

Glücklicherweise handelt es sich hierbei nicht um ein reales Kriegsgeschehen, sondern um die Informationslehrübung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr 2025 (ILÜ 2025) in der Nähe von Straubing. Die versammelten Gäste, Generäle, Admiräle, Angehörige von Hilfsorganisationen und zivile Gäste, befinden sich in einer fiktiven Szene. Simuliert wird eine Verteidigungslage zwischen Regensburg und Deggendorf. Unter den geladenen Gästen ist auch eine Delegation der Landesärztekammer Hessen: der Präsident Dr. med. Edgar Pinkowski, der juristische Geschäftsführer Manuel Maier, der Beauftragte für Bundeswehr und zivilmilitärische Zusammenarbeit Dr. med. Alexander MarkoviĆ, die hauptamtliche Referentin für den Bereich Notfallversorgung, Katastrophenmedizin und Zivilschutz Helen Kaden sowie der Verbindungsmann zum Landeskommando Hessen, Oberstabsarzt d. R. Dr. med. Ulrich Jürgens.

Simulation eines Rettungseinsatzes im Krieg

Szenenwechsel: Nach Leistung von Erste-Hilfe-Maßnahmen durch Selbst- und Kameradenhilfe rollt der Panzer vom so genannten Point of Injury, dem Ort der Verwundung, zum nächstgelegenen Verwundetensammelpunkt und übergibt die Verletzten zur weiteren Versorgung. Dort für den weiteren Transport versorgt, bringen gepanzerte Transportfahrzeuge (GTK Boxer) die Soldatinnen und Soldaten in eine Rettungsstation, genannt Role 1. Auch der Einsatz von Transportdrohnen ist hier möglich. Die Zuschauer folgen ins nächste Bild. Entsprechend der Triage durch das dortige Sanitätsdienstpersonal werden die Verwundeten weiterversorgt. Nicht alle haben den Transport überlebt. Nach erfolgter Herstellung der Transportfähigkeit werden die Patienten mithilfe von Boxer und Eagle (ein geschütztes Funktionsfahrzeug) in ein wiederum weiter von der Kriegslinie entferntes Rettungszentrum, Role 2B, gebracht.

Im Luftlanderettungszentrum (Role 2B), welches der Struktur eines Krankenhauses ähnelt, können wichtige Untersuchungen inklusive Röntgendiagnostik, Operationen und Intensivpflege vorgenommen werden, bis die Patienten dann weiter in Einsatzlazarette und letztendlich via Zug, Flugzeug, Schiff oder mit Bussen in Bundeswehrkrankenhäuser transportiert werden können. Zivile Einsatzstrukturen, insbesondere Krankentransportdienste, unterstützen diese Transporte.

Während der Übung wird deutlich, dass neben den offensichtlichen Versorgungspunkten auch wichtige Instanzen wie Militärseelsorge, Gesundheitsschutz und Rehabilitation bei der Rettungskette mitberücksichtigt werden.

Fazit: Die ILÜ 2025 gab einen Einblick in den militärischen Alltag vor dem Hintergrund etwaiger Kriegsszenarien und sie führte vor Augen, was der Veranstalter wie folgt ausdrückte: „Seien wir uns bewusst, unsere Soldatinnen und Soldaten, unsere Menschen, sind das wertvollste Gut, das wir zur Verteidigung unserer Freiheit und unserer demokratischen Werte einsetzen.“ 

Helen Kaden