Der Beruf der Medizinischen Fachangestellten (MFA) war auch im Jahr 2024 einer der beliebtesten Ausbildungsberufe unter jungen Frauen in Deutschland [1], obwohl in Hessen die MFA-Ausbildungszahlen in den vergangenen Jahren leicht gesunken sind (neue Ausbildungsverträge 2024: 1.150; 2023: 1.165; 2022: 1.196) [2]. Um einen Überblick zum Stand der praktischen Ausbildung zu erhalten und damit gezielte, unterstützende Maßnahmen ableiten zu können, führte die Landesärztekammer Hessen (LÄKH) eine Befragung der MFA-ausbildenden Ärztinnen und Ärzte durch.

Online-Befragung der ausbildenden Ärzteschaft

In einer Online-Befragung wurde der derzeitige Stand der MFA-Ausbildung in Hessen erhoben. Ärztinnen und Ärzte hatten im Frühjahr 2025 die Möglichkeit, Fragen zu ihren MFA-Auszubildenden zu beantworten. Sie konnten Angaben zur Betreuung und Anleitung in der Ausbildung sowie zur Nutzung der Angebote der LÄKH machen und auch diesbezügliche Wünsche äußern.

Dafür wurden alle 2.263 hessischen Ärztinnen und Ärzte mit einem aktuellen Ausbildungsvertrag zum Stichtag 13.01.2025 angeschrieben. 1.012 Ausbildende beteiligten sich (45 %).

Spitzenreiter „Allgemeinmedizin“

Mehr als zwei Drittel der Teilnehmenden sind zwischen 45 und 64 Jahre alt, der verbleibende Anteil verteilt sich auf die Altersgruppen der über 64-Jährigen und der unter 45-Jährigen. Die Rückmeldungen kommen aus gemeinschaftlich organisierten Praxen (53 %), aus Einzelpraxen (34 %), aus medizinischen Versorgungszentren (10 %) und aus Kliniken und Krankenhäusern (2 %). Die Ausbildungsstätten liegen zu einem Drittel in eher dünn besiedelten Gebieten Hessens. Zwei Drittel befinden sich in bevölkerungsstärkeren Städten und Gemeinden. Die folgenden Facharztrichtungen sind unter den Ausbildenden am häufigsten vertreten: die Allgemeinmedizin (33 %), das Fachgebiet Innere Medizin (20 %), die Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie die Kinder- und Jugendmedizin und das Fachgebiet Chirurgie (je 8 %).

Ausbildungserfahrung und Einstellungskriterien

Von den antwortenden Ärztinnen und Ärzten geben 82 % an, dass sie bereits Erfahrung in der Ausbildung von MFA haben. Die restlichen 18 % bilden zum Zeitpunkt der Befragung zum ersten Mal aus, unter ihnen sind überdurchschnittlich viele jüngere Ärztinnen und Ärzte im Alter von 35 bis 44 Jahren. Bei der Einstellung von MFA-Auszubildenden offenbaren die Ausbildenden konkrete Vorstellungen zu persönlichen Eigenschaften und Erfahrungen, die die Auszubildenden mitbringen sollten. Dabei liegen die sogenannten „Soft Skills“ wie Teamfähigkeit, positive Arbeitseinstellung und soziale Kompetenz ganz weit vorne (Abb. 1). Weniger häufig werden Fachkompetenzen, wie z. B. Interesse an Technik und der Schulabschluss genannt.

MFA-Auszubildende

Ein weiterer Teil der Befragung widmet sich den MFA-Auszubildenden. Hier konnte die befragte Ärzteschaft Angaben für bis zu vier Auszubildende machen. Laut Ausbildungsstatistik gibt es zum Stichtag (13.01.2025) in Hessen 3.892 MFA in Ausbildung.

Angaben zu 1.591 MFA-Auszubildenden wurden zurückgemeldet, davon sind etwa je ein Drittel im ersten, zweiten bzw. dritten Ausbildungsjahr. Die meisten von ihnen haben einen Realschulabschluss (62 %), gefolgt von Auszubildenden mit Hauptschulabschluss (21 %) und Abitur (14 %). Bei 40 % der Auszubildenden sehen die Befragten Förderbedarf – und zwar bei der Anwendung theoretischer Kenntnisse, bei organisatorischen Kenntnissen und bei der Umsetzung praktischer Fähigkeiten.

MFA übernehmen tragende Rolle in der Ausbildung

Fast die Hälfte (48 %) aller befragten Ärztinnen und Ärzte gibt an, dass sie immer oder überwiegend selbst einen Teil in der Ausbildung der MFA übernehmen. In ungefähr einem Viertel (26 %) der Ausbildungsverhältnisse übernimmt dies ein anderer Arzt oder eine andere Ärztin der Ausbildungsstätte. Den größten Anteil der Ausbildung und Anleitung tragen jedoch die bereits ausgebildeten MFA in den Praxen und Kliniken. In mehr als 93 % bzw. 83 % der Ausbildungsstätten werden die Auszubildenden immer oder überwiegend durch die leitenden bzw. durch weitere ausgebildete MFA betreut. Interessanterweise bilden in einigen Fällen auch andere Angestellte aus, z. B. Leiterinnen und Leiter von Praxen, medizinisch-technisches Personal oder Ausbildungsbeauftragte. Insgesamt trifft dies in 8 % der Ausbildungsstätten zu (Abb. 2).

Zur persönlichen Betreuung der angehenden MFA geben die Ausbildenden an, dass sie am häufigsten zu Lerninhalten unterstützen (77 %), auf fachliche Interessen eingehen (68 %) und auch individuellen Förderbedarf berücksichtigen (46 %). Sieben von zehn MFA-Auszubildenden werden voraussichtlich vom Ausbildungsbetrieb übernommen.

Weiterentwicklungsbedarf

Die Befragten haben Rückmeldung gegeben, in welchen Bereichen der Ausbildung sie Verbesserungspotenzial und Weiterbildungsbedarf sehen. In einer qualitativen Inhaltsanalyse (angelehnt an Mayring [3]) haben wir die 582 offenen Antworten kategorisiert.

Zum Thema Ausbildung gibt es die meisten Antworten (33 %). Eine praxisnahe Gestaltung von Ausbildungsinhalten sowie der Ausbau von Rotationen und Kooperationen werden angemerkt. 23 % der Nennungen beziehen sich auf einzelne an der Ausbildung beteiligte Institutionen und weitere 15 % auf eine enge Zusammenarbeit zwischen ihnen. Es wird gefordert, weiterhin eine zeitgemäße fachliche Ausbildung anzubieten sowie den Austausch zwischen allen Beteiligten auszubauen.

Ein kleiner Anteil der Nennungen (13 %) entfällt auf die MFA-Auszubildenden. Vor allem die Stärkung der Sozialkompetenz der jungen Auszubildenden wird hier genannt. 11 % der Nennungen entfallen auf die Rahmenbedingen der Ausbildung – das Gehalt sowie die gesamte Finanzierung der Ausbildung. Es verbleiben 6 %, die sich um die Stärkung des Berufsimage drehen.

Ausbildung zukunftsorientiert gestalten

Insgesamt ermöglicht die Befragung einen guten Einblick in die MFA-Ausbildung: Anleitung und Betreuung werden überwiegend von qualifiziertem medizinischem Fachpersonal durchgeführt, nämlich von der Berufsgruppe der MFA und von der Ärzteschaft. Dabei übernehmen gerade die jüngeren Ärztinnen und Ärzte Verantwortung und bilden verstärkt erstmalig aus. Die hohe Übernahmequote der Auszubildenden durch die Ausbildungsstätten lässt zudem auf eine zielgerichtete und vertrauensvolle Ausbildung schließen. Viele der Befragten sehen eine zukunftsorientierte Gestaltung der Ausbildung als wichtige Aufgabe an. Junge Menschen sollen gefördert und für den Beruf der MFA begeistert werden. Die Arbeitsgruppe „Zukunft MFA“ der LÄKH befasst sich nun mit den Ergebnissen der Befragung und wird sie in Bezug auf Verbesserungspotenziale und Weiterentwicklungsbedarf betrachten.

Wir danken allen ausbildenden Ärztinnen und Ärzten, die sich in sehr großer Zahl an der Befragung beteiligt haben, herzlich für ihr konstruktives Feedback. Weitere Informationen zu den Ergebnissen der Befragung sind unter dem Link www.laekh.de/fuer-mfa/berufsausbildung zu finden.

Dr. Antje Köckeritz, Dr. Iris Natanzon, Nina Walter, Katrin Israel-Laubinger

Korrespondenzadresse:

Dr. Antje Köckeritz, Wissenschaftliche Referentin, Landesärztekammer Hessen, E-Mail: qs@laekh.de

Die Literaturhinweise finden Sie hier.

Fortbildung der Carl-Oelemann-Schule: für MFA: „Durchführung der Ausbildung“