Die Sonne strahlt auf den Sportplatz der Alsberg-Kaserne in Rennerod. Mehrere Hundert Rekruten stehen in Reih und Glied entlang der Seitenlinie auf dem Rasen zum Regimentsappell und Gelöbnis. Noch einmal ähnlich viele Angehörige und geladene Gäste stehen am Sportplatzrand oder sitzen auf Tribünen. Auf einer dieser Tribünen sitzen auch die Mitglieder des Ausschusses für Notfallversorgung und Katastrophenmedizin der Landesärztekammer Hessen, die zum Austausch der zivilmilitärischen Versorgung in die Alsberg-Kaserne von Oberstarzt d. R. Dr. med. Ulrich Jürgens und Oberstarzt Dr. Sven Funke des Sanitätsregiments 2 der Bundeswehr eingeladen wurden. Neben der Vereidigung der Rekruten wurden dem Sanitätsregiment 2 auch Fahnenbänder für Auslandseinsätze verliehen und die Kommandos über den Führungsbereich und das Ausbildungs- und Simulationszentrum feierlich übergeben.

Zu Beginn des Tages referierte Oberstarzt Dr. Sven Funke und diskutierte mit den Ausschussmitgliedern sowie dem ehrenamtlichen Beauftragten zivil-militärischer Zusammenarbeit/Bundeswehr, Dr. med. Alexander Marković, u. a. über Medizin unter Krisenbedingungen. Funke berichtete von vergangenen Einsätzen des Regiments, etwa im Ahrtal 2021 oder bei dem Wasserschaden des Kinderkrankenhauses in Siegen 2015. Die Ausschussmitglieder und Bundeswehrvertreter diskutierten lebhaft, wie die zivil-militärische Zusammenarbeit besser verzahnt werden könne und welche Maßnahmen in einer Krise ergriffen werden müssten, auch um die knappen Ressourcen in diesem Fall gezielt einzusetzen. Auch stellte Funke verschiedene mobile Rettungssysteme der Bundeswehr vor, die von kleinen Sanitätsstationen bis hin zum voll ausgestatteten Krankenhaus reichen können. Diese einsatzbereiten Module aufzubauen, kann von wenigen Stunden bis zu einer Woche – je nach Ausführung und Anforderung – dauern. Nach der Theorie und einer kurzen Mittagspause in der Truppenküche der Kaserne folgte die Praxis. In einer eigenen Halle konnten die Ausschussmitglieder ein errichtetes Rettungssystem mit OP-Einheit von innen begutachten und wurden von den verantwortlichen Soldatinnen und Soldaten über die Fähigkeiten des Systems aufgeklärt. Von OP-Saal, Apotheke, Gefechtsstand bis hin zu Beatmungsgeräten auf einer kleinen Intensivstation hat dieses mobile Krankenhaus in Containern alles zu bieten, was nötig ist, um das Wichtigste im Krisen- oder Kriegsfall zu leisten: Leben retten. Dr. med. Dipl.-Chem. Paul Otto Nowak dankte im Auftrag des verhinderten LÄKH-Präsidenten Dr. med. Edgar Pinskowski den beiden Oberstärzten Jürgens und Funke für die Einladung und die besonderen Einblicke beim Sanitätsregiment.
Der Ausschuss unter dem Vorsitz von Nowak und der stellv. Vorsitzenden Dr. med. Susanne Betz berät das Präsidium der Landesärztekammer Hessen (LÄKH) in Fragen zur notfallmedizinischen Versorgung, zum Rettungsdienst und zur Katastrophenmedizin sowie Fragestellungen aus dem Bereich zivilmilitärischer Zusammenarbeit. Weitere Themen ergeben sich aus der Notfalldienstordnung sowie Zusammenarbeit des Rettungsdienstes und des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen.
Lukas Reus