In dem oben genannten Artikel ist einmal mehr erschreckend, wie sehr dem Autor das Konzept der Somatisierungsstörung im Rahmen der Bewertung von Post Covid nahe ist. Er spricht von „hohen Somatisierungsanteilen“ und stützt sich auf eine Studie von Tröscher et. al., die dies belegen wollen.

Somatisierung wird hier per se richtig definiert als „das wiederholte Auftreten körperlicher Symptome zusammen mit der anhaltenden Aufforderung zur medizinischen Untersuchung, trotz wiederholter negativer Befunde und der Versicherung der Ärzte, dass die Symptome keine körperliche Grundlage haben“. Gemessen wird die Somatisierungsstörung mit dem hinlänglich bekannten und in der Tat validierten PHQ-D.

Was allerdings in sich völlig absurd ist. Post Covid ist eine massiv unterversorgte Erkrankung. Es fehlt eine starke Forschung, es fehlt Expertise bei den Versorgern, es fehlen bekanntermaßen Biomarker in der Breite. Da liegt es auf der Hand, dass negative Befunde nicht zu dazu führen, dass sich bei Patientinnen und Patienten die Symptome in Luft auflösen. Es macht nur Sinn, von einer Somatisierungsstörung zu sprechen, wenn eine somatische Erkrankung ausgeschlossen werden kann. Dies ist bei Long Covid offensichtlich nicht der Fall.

Eine Somatisierungsstörung ist unter Umständen eine schwer einschränkende, psychische Erkrankung. Die Fehldiagnose einer Somatisierungsstörung ist schlichtweg eine Katastrophe für jedwede weitere Therapieanstrengungen, sowohl für das Individuum als auch für die Gesamteinschätzung der Erkrankung Post Covid.

Dr. med. Anke Mols, Burgistein, Schweiz