Aufgewachsen in Neu-Isenburg, konnte Ltd. Med.-Dir. Dr. med. Jürgen Krahn den aller größten Teil seines Lebens im Rhein-Main Gebiet verbringen. Er ging in Neu-Isenburg zur Schule, machte Zivildienst und studierte später Medizin in Frankfurt. Danach arbeitete er in der Region lange als Notarzt, auch, um Beruf und die größer werdende Familie gut in Übereinstimmung zu bringen. Seine Heimatliebe hinderte ihn nicht, an der UNO Mission Unikom in Irak/Kuwait teilzunehmen, wo er sein diplomatisches Geschick zeigen konnte.

Dr. Jürgen Krahn war seit Oktober 2002 als Arzt im Gesundheitsamt in Darmstadt tätig, wo er vom Kinder- und Jugendärztlichen Dienst und dem amtsärztlichen Dienst 2016 zum Amtsleiter aufstieg. Mit großem Engagement widmete er sich dem Aufbau des Netzwerkes gegen multiresistente Erreger im hessischen Süden, dessen Leitung er innehatte. Als großer Netzwerker, der Jürgen Krahn war, wundert es nicht, dass er rasch in den Landesverband der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) eintrat und sich besonders im Infektionsschutz engagierte. Dabei überzeugte er die Kolleginnen und Kollegen mit seinem Fleiß und seinem motivierenden und empathischen Wesen. So kam es, dass er im Jahre 2014 den Vorsitz des Landesverbandes übernahm und bis zu seinem Tode behielt. Als Vorsitzender kämpfte er meist leise netzwerkend für die Sache, aber, wenn es nötig war, manchmal auch laut für die berechtigten Interessen der Gesundheitsämter in Hessen.

In der Pandemie finden wir ihn als standhaften Kämpfer gegen die Seuche, der es mit seinem Team schaffte, die riesige Aufgabe zu bewältigen, sich auch um Impf- und Testzentren zu kümmern und dabei in seiner ruhigen Art auch noch Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.

Dabei scheute er sich auch in dieser Zeit nicht, wichtige, auch unbequeme Dinge zu sagen, für die Sache einzustehen und die hessischen Gesundheitsämter in ihrer großen Not zu repräsentieren und ihnen eine Stimme zu geben.

Er liebte das Kino und als kenntnisreichem Cineasten gelang es ihm, seine Liebe zum Kino mit der Liebe zur Medizin zu verbinden, indem er das „Medicine meets Movie-Filmfestival“ ins Leben rief und im Saalbaukino Pfungstadt Filme mit Inhalten zeigte, die zum Gesundheitswesen passten wie „Contagion“, „Zeit des Erwachens“, „Vice“ oder „Shutter Island“ und anschließend eine Diskussion für das Publikum mit ausgesuchten Experten über Seuchen, Herzerkrankungen, Demenz oder Psychosen organisierte.

Der Öffentliche Gesundheitsdienst und alle beruflichen Weggefährtinnen und Weggefährten haben ihm sehr viel zu verdanken. Seine Ideen, seine Visionen und sein Weitblick sind unser Kompass für die Zukunft.

Seine Großherzigkeit, sein Humor und seine inspirierende und motivierende Wesensart haben für jeden Menschen in seinem Umfeld die Welt heller und lebenswerter gemacht. Er fehlt.

Dr. med Bernhard Bornhofen, Dr. med. Birgit Wollenberg, Dr. med. Antoni Walczok, für den ÖGD Hessen