Der Deutsche Ärztinnenbund (DÄB) wurde 1924 gegründet. Er hat regional, national und international die Rahmenbedingungen für Ärztinnen im Blick und setzt sich für eine verstärkte Forschung zu den offenen Fragen der Gendermedizin ein. Der DÄB ist unter anderem Mitglied der Medical Womens International Association (MWIA), eine der ältesten internationalen ärztlichen Organisation überhaupt, und Mitglied im Deutschen Frauenrat.
Netzwerke für Frauen sind wichtig
Männliche Netzwerke beruhen auf informellen „Seilschaften“, sie fördern diejenigen, welche ihnen ähnlich sind. Damit haben Frauen in diesen Netzwerken schlechte Chancen. Männer fördern häufig Männer. Es sei denn, eine explizite Frauenförderung wird ausgerufen. Allerdings müssen sich die Geförderten dort häufig vorwerfen lassen, sie wären nur wegen ihres Geschlechtes eine Stufe weiter gekommen.
Daher ist die Bildung von Frauennetzwerken ein wichtiger Schritt zur verbesserten Chancengleichheit und Sichtbarkeit. Nicht zu unterschätzen ist auch die Vorbildfunktion von Ärztinnen für junge Kolleginnen.
Ärztinnenbund mischt sich ein
Beim Deutschen Ärztetag 2002 wurden Forderungen zur ambulanten und stationären Versorgung von Patientinnen und Patienten eingebracht. Die Anerkennung von Teilzeittätigkeit im Praktischen Jahr (PJ) und in der Weiterbildung sowie die Idee des Jobsharings in der Niederlassung gehen auf die Initiative des DÄB zurück. 2005 wurde eine Umfrage zum Thema familienfreundliche Krankenhäuser gestartet, diese wurde in 2022 wiederholt – die Ergebnisse stehen noch aus.
Aktuell setzt sich der DÄB für eine Verbesserung des reformierten Mutterschutzgesetzes ein, welches – auch pandemiebedingt – werdende Mütter fast überall mit pauschalem Beschäftigungsverbot belegt und damit das Studium, die Weiterbildung und Karrierechancen von Ärztinnen beeinträchtigt.
Für die Förderung von Ärztinnen brauchen wir Vorbilder – auf Lehrstühlen, in leitenden Funktionen, in Praxis, Klinik oder Universität. In einer Dokumentation des DÄB („Medical women on top“) wurde festgestellt, dass der deutschlandweite Durchschnitt an Frauen in Führungspositionen in der Universitätsmedizin bei 10 % liegt, bei Oberärztinnen in der universitären Medizin bei 31 %.
Die berufspolitischen und wissenschaftlichen Gremien sind nach wie vor nicht paritätisch besetzt, obwohl die Hälfte der Ärzteschaft mittlerweile weiblich ist. Der DÄB unterstützt interessierte Kolleginnen beim Engagement in den Ärztekammern und den Kassenärztlichen Vereinigungen.
Ein wichtiger Baustein in weiblichen Netzwerken sind Mentorinnenprogramme: Die Menteés können mit Beginn des Studiums beraten werden, sie haben eine Mentorin aus dem von ihnen gewünschten Fachbereich und werden in ihrer Karriere unterstützt. Die Fragen sind vielfältig: Niederlassung, wissenschaftliche Karriere, Vereinbarkeit von Familie und Weiterbildung/ Beruf sind zentrale Themen.
Der Ärztinnenbund ist heterogen bezüglich Fachgebieten, Alter und beruflichem Status. Daher gibt es unterschiedliche Gruppen, an die man sich anschließen kann. Alle zwei Jahre veranstaltet der DÄB einen Kongress. Hier werden der Wissenschaftspreis für herausragende Arbeiten zum Thema geschlechtergerechte Medizin sowie der Preis der Silbernen Feder für das beste Kinder- und Jugendbuch und der Preis der mutigen Löwin für couragierte Ärztinnen vergeben. Seit dem Gründungsjahr 1924 erscheint die Zeitschrift „Ärztin“ für Mitglieder und Interessierte.
Der DÄB bietet Ärztinnen eine Plattform für Gedankenaustausch, Vernetzung und Diskussion im geschützten Rahmen. Der persönliche Erfahrungsaustausch und die fachlichen Fortbildungen stehen dabei ebenso im Mittelpunkt wie Kulturveranstaltungen und soziales Engagement.
Regionalgruppen für persönlichen Austausch
Mit mehr als 30 Regionalgruppen ist der Verein bundesweit präsent, in Hessen gibt es fünf Regionalgruppen (siehe Kasten). Diese Regionalgruppen haben eigene Jahresprogramme mit regelmäßigen Treffen, sie sind auf der Website des DÄB unter www.aerztinnenbund.de einzusehen.
In der neuen Delegiertenversammlung (DV) der Landesärztekammer Hessen (LÄKH) für die Wahlperiode 2023–2028 ist der Ärztinnenanteil der verschiedenen Listen unterschiedlich hoch, gesamt liegt der Frauenanteil bei 37,5 % – da ist noch Luft nach oben. Gemeinsam ist vielen Ärztinnen der DV die Mitgliedschaft im Ärztinnenbund. Das neue Präsidium der LÄKH setzt sich wie das vorherige schon aus fünf Frauen und acht Männern zusammen, also immerhin ein Frauenanteil von 38 %.
Dr. med. Christine Hidas, 1. Vorsitzende der Frankfurter Gruppe des Deutschen Ärztinnenbundes
Deutscher Ärztinnenbund (DÄB) – fünf Regionalgruppen in Hessen www.aerztinnenbund.de | ||
Kassel | Dr. med. Marion Werner | |
Marburg | Ulrike Spies | |
Gießen | Prof. Dr. med. Erika Baum | |
Mainz-Wiesbaden | Dr. med. Ulrike Berg | |
Frankfurt | Dr. med. Christine Hidas |
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