Eines der wohl umstrittensten und auch ambitioniertesten Vorhaben der Politik der vergangenen Jahre ist die Legalisierung von Cannabis. Während sich die Befürworter und Gegner des Vorhabens über die Chancen und Risiken streiten, ist der Konsum der Droge gerade unter jungen Menschen so beliebt wie selten zuvor. Geplant ist nun die „kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken“ – so zumindest plant es die Ampelkoalition. Wie das Gesetz am Ende genau aussehen wird, lässt sich aktuell nur umreißen. Doch eins steht fest: Es dürfte die folgenreichste Reform in der deutschen Drogenpolitik der vergangenen Jahrzehnte werden.
Die schleichende Normalisierung der Droge geht aber oft auch mit einem Unterschätzen der Risiken einher. Die geplante Legalisierung dürfte zudem die subjektive Gefahreneinschätzung bei vielen Menschen noch einmal senken.
Aus diesem Grund hat die Landesärztekammer Hessen – auch auf Wunsch von Schulen – ein eigenes Präventionsprogramm zu dem Thema Cannabis konzipiert, das in den kommenden Jahren an hessischen Schulen angeboten werden soll.
Jugendliche evidenzbasiert und ohne erhobenen Zeigefinger informieren
Dabei orientiert sich das Cannabispräventionsprojekt „Cannabis – Kiffen bis der Arzt kommt?“ an dem erfolgreichen Schwesterprojekt „Hackedicht“. Ärztinnen und Ärzten soll ein „Werkzeugkasten“ an Methoden und Materialien zur Verfügung gestellt werden, die sie der jeweiligen Lerngruppe individuell anpassen können. Dabei stehen den Referentinnen und Referenten eine Präsentation, verschiedene didaktische Methoden wie etwa Arbeitsblätter, ein Kurzfilm und ein Cannabis-Quiz zur Verfügung. Das Projekt soll anschließend mit einem Evaluationsbogen ausgewertet werden. So kann das Projekt fortlaufend verbessert und angepasst werden.
Gerade unter Jugendlichen wird Cannabis oft verharmlost, dabei können schlimmstenfalls schwerwiegende Psychosen die Folge sein. Bei Jugendlichen, deren Gehirne sich noch in wichtigen Umbauprozessen befinden, kann sich der Konsum negativ auf das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, die Lernfähigkeit und die kognitive Leistungsfähigkeit auswirken. Wenn sich zudem eine Sucht entwickelt, sind weitere negative Folgen in Beruf, Schule und mit Familie sowie Freunden zu befürchten. Deshalb ist es besonders wichtig, Jugendliche frühzeitig über mögliche Folgen des Cannabiskonsums aufzuklären. Das Projekt, das die Stabsstelle Medien und beratend mit dem Suchtausschuss der Landesärztekammer entwickelt hat, soll dabei evidenzbasiert informieren, Cannabis aber auch nicht verteufeln, sondern die Jugendlichen auf Augenhöhe in ihrer Lebensrealität abholen und sie dabei unterstützen, ein möglichst gesundes Leben zu führen.
Lukas Reus
Weitere Ärztinnen und Ärzte für das Projekt gesucht
Für das Präventionsprojekt sucht die Stabsstelle Medien auch weiterhin noch interessierte Ärztinnen und Ärzte, die sich aktiv für den Gesundheits- und Jugendschutz in Hessen engagieren wollen.
Für das Präventionsprojekt ist für Ärztinnen und Ärzte kein besonderes Vorwissen nötig, die Bereitschaft und der Wille sich mit Kindern und Jugendlichen verschiedener Altersstufen auseinanderzusetzen, ist vonnöten. Interessierte wenden sich per E-Mail an beate.voelker@laekh.de oder Fon: 069 97672 340.