Ärztlicher Club Wiesbaden diskutiert digitale Entwicklungen

„Zukunft gestalten: Intersektorale Kommunikation in Wiesbaden“ lautete das diesjährige Motto des Ärztlichen Clubs Wiesbaden (ÄCW), der im Wiesbadener Museum etwa 100 Gäste begrüßen durfte. Als unabhängiger Verein fördert er die Kommunikation für den Berufsstand vor Ort. Das Thema elektronischer Datenaustausch war Zündstoff des Abends.

Prof. Dr. Kristina Sinemus, Hessische Staatsministerin für Digitale Strategie und Entwicklung, sowie der Wiesbadener Bürgermeister Dr. Oliver Franz begrüßten die Anwesenden mit Statements und konkreten Beispielen aus Wiesbaden zur Digitalisierung im Gesundheitswesen. Dr. med. Michael von Wagner, Chief Medical Informatics Officer (CMIO) und Ärztlicher Leiter der Stabsstelle Medizinische Informationssysteme und Digitalisierung an der Universitätsklinik Frankfurt, beschrieb digitale Lösungen in der Gesundheitsversorgung. Am Beispiel des von ihm für die Klinik entwickelten stationären Testprojektes beschrieb er eine Basis für die automatisierte Vernetzung. Die Gematik GmbH müsse dafür die herstellerneutrale Infrastruktur weiter ausbauen.

Chancen intersektoraler Kommunikation seien besonders interessant für junge Ärztinnen und alte Ärzte. Dieses Fazit zog Svenja Krück, Präsidiumsmitglied der Landesärztekammer Hessen. „Das Fax spielt aktuell noch immer eine große Rolle.“ Kolleginnen und Kollegen, die angesichts solch starrer Strukturen der Patientenversorgung nicht mehr zur Verfügung stünden, könnten durch digitale Kommunikation ihre Arbeit wieder aufnehmen.

Das Moderationsduo aus dem Vorstand des gastgebenden ÄCW, Dr. med. Susanne Springborn und Prof. Dr. med. Jan Gosepath, eröffnete damit die Podiumsrunde. Dr. med. Ulrike Berg, niedergelassene Fachärztin für Allgemeinmedizin und Palliativmedizinerin, machte klar, dass in den hausärztlichen Praxen das Equipment und Know-how für die Digitalisierung schon einsatzbereit sei. Die Vorgaben, diese umfangreich zu nutzen, fehlten jedoch.

Prof. Dr. med. Elisabeth Märker-Hermann, Klinikdirektorin Innere Medizin IV und Leiterin des Vaskulitiszentrums der Helios Dr. Horst Schmidt Klinik, zeigte eindringlich auf, dass die gesicherte Ansprechbarkeit ärztlicherseits für die Versorgungsqualität essenziell sei. Digitalisierung könne dabei unterstützen. Informationen stünden im Fokus der in ihrem Haus genutzten elektronische Plattform, ergänzte Gosepath.

Prof. Dr. med. Martin Hoffmann, stellv. Ärztlicher Direktor der Asklepios Paulinen Klinik, gab zu bedenken, dass das System des elektronischen Entlassmanagements seiner Klinik ebenfalls eine Insellösung sei. „Wir müssen umsetzen, was gerade möglich ist und im Gespräch bleiben.“

PD Dr. med. Matthias Trenner, Chefarzt im St. Josefs-Hospital Wiesbaden, Gefäßchirurg und Phlebologe, brachte es auf den Punkt: „Die elektronische Patientenakte nutzen in Österreich 95 % der Bevölkerung, in Deutschland sind es 1 %.“ Sein Haus stehe bereit, den dort bereits etablierten Messenger nicht nur intern einzusetzen. Saskia Jakubowski, Leiterin des Qualitäts- und Risikomanagements im St. Josefs-Hospital Wiesbaden, berichtete über die Messenger-App. Die Belegschaft schätze laut Umfrage, dass relevante Information zeitnah als Bild übermittelt werden könne.

Die Diskussion mit dem Auditorium machte deutlich: Die Telematikinfrastruktur wird es richten müssen, damit die schon heute genutzten digitalen Werkzeuge das Gesundheitssystem in Deutschland verbessern und eine wertschätzende moderne Kommunikationskultur ermöglichen. Mit dem Clubmotto „Wir machen die Medizin“ wird die Veranstaltungsreihe 2024 fortgesetzt.

Dr. med. Susanne Springborn, E-Mail: info@aerztlicherclub-wiesbaden.de