Zahlreiche Ärztinnen und Ärzte bereit zur Mithilfe in den Impfzentren

Einleitung

Seit dem 27. Dezember 2020 wird in Hessen gegen Covid-19 geimpft. Auf Wunsch der Landesregierung wurden Ende November 2020 rasch mögliche Ressourcen sowie ein Aufgebot von medizinischem Personal und anderen Helfenden für die Unterstützung der Impfzentren aktiviert. Schnell folgte jedoch die Ernüchterung, dass der Impfstoff zunächst nur eingeschränkt geliefert und somit die Impfstrategie nur mit großer Verzögerung umgesetzt werden kann. Wie haben wir in der Landesärztekammer Hessen die vergangenen Monate erlebt? Ein Rückblick auf einen arbeitsintensiven Winter.

Ein Auftrag für die LÄK Hessen

Am 19. November 2020 richteten der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier sowie die Minister Beuth (Inneres) und Klose (Soziales, Integration und Gesundheit) die Bitte an die Landesärztekammer Hessen (LÄKH), ein Aufgebot an Ärztinnen und Ärzten für die Unterstützung in den hessischen Impfzentren zu stellen, die Mitte Dezember geöffnet werden sollten. Die somit verbleibenden drei Wochen im Blick, gründeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der LÄKH kurzfristig die Projektgruppe „Rekrutierung Impfzentren“, um diese neue Aufgabe bewältigen zu können.

Die Aufmerksamkeit dieser Gruppe richtete sich ab sofort nahezu gänzlich der Gewinnung von Ärztinnen und Ärzten für die Impfzentren. Nach Abstimmung mit der Taskforce Impfkoordination des Innenministeriums, dass das geplante Vorgehen so umgesetzt werden kann, startete die Projektgruppe Anfang Dezember mit einem ersten Aufruf von 3.500 Ärztinnen und Ärzten, die aufgrund ihrer beendeten aktiven ärztlichen Tätigkeit zur Gruppe der freiwilligen Kammermitglieder zählen. Diese Gruppe erhielt ein Anschreiben mit der Bitte um Mithilfe. Ein beiliegendes Formular sollte ausgefüllt und an die LÄKH zurückgesendet werden. Parallel hierzu meldeten sich unabhängig von diesem Aufruf bereits die ersten Ärztinnen und Ärzte mit der Frage, wie sie in den Impfzentren unterstützen können.

Es folgte in Zusammenarbeit mit dem Verband Medizinischer Fachberufe e. V. (VmF) ein Aufruf der Medizinischen Fachangestellten (MFA) und von Studierenden der Humanmedizin im klinischen Abschnitt gemeinsam mit den drei hessischen Universitätsklinika.

Um alle Selbstmeldungen entsprechend kanalisieren zu können, richtete die Projektgruppe jeweils eine E-Mail-Adresse ein: für die Gruppe der Ärzte, MFA, Studierenden und auch für andere Helfer, die nicht unter die drei genannten Gruppen fielen. Ein zweiter Aufruf an ca. 12.000 ambulant tätige Ärztinnen und Ärzte erfolgte am 16. Dezember per E-Mail. Gleichzeitig wurden die Aufrufe mit Angabe der entsprechenden E-Mail-Adressen auch auf der Website der Landesärztekammer veröffentlicht.

Die LÄK Hessen erfährt große Solidarität

Eine große Zahl an Rückmeldungen ging in den E-Mailfächern ein und wuchs stetig an. Zahllose Fragen mussten individuell beantwortet und Unterstützungsangebote sowie die Daten der Selbstmelder aufgenommen werden: viel Arbeit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der LÄKH, aber ein Zeichen großer Solidarität seitens der Ärzte zur Unterstützung der hessischen Impfstrategie.

Ein erstes Aufgebot an Ärztinnen und Ärzten sowie anderen Helfern stand Mitte Dezember. Die gesammelten Datensätze wurden von da an regelmäßig den hessischen Impfzentren in elektronischer Form zur Verfügung gestellt mit dem Ziel, dass diese auf die einzelnen Selbstmelder zugehen, um Detailfragen zu einem möglichen Einsatz direkt zu klären. Diese Bereitstellung erfolgte in regelmäßigen Abständen bzw. tagesaktuell, sodass mittlerweile die Daten von 3.450 Ärzten, 644 MFA, 217 Studierenden und 332 anderen Helfern zur Verfügung stehen (Stand 25.02.2021). Die rasante Entwicklung der Anzahl der Einsatzwilligen vom Start des Aufrufes bis Ende Februar wird in der Abbildung „Entwicklung der Anzahl an Selbstmeldern“ deutlich. Die Bereitschaft zur Mithilfe übertraf bei Weitem die Erwartungen der Projektgruppe. So haben sich alleine aus dem anfänglichen Aufruf via Postweg an die Gruppe der 3.500 freiwilligen Mitglieder ganze 40 % zurückgemeldet.

Dann kam alles anders

Am 22. Dezember 2020 wurde offiziell, dass die Lieferung von Impfstoffen nur schleppend vorangeht und die Impfzentren nicht wie geplant öffnen können. So starteten am 27. Dezember vorläufig nur die mobilen Teams in den Altenpflegezentren sowie die Krankenhäuser mit einer hohen Covid-19-Exposition [1]. Zunächst wurde also nur eine geringe Anzahl an Personal für die Impfzentren benötigt. Die Zahl der Selbstmelder nahm trotzdem nicht ab. Vier Wochen später wurden nach der Ankündigung des Bundes, dass ab 18. Januar wöchentlich weitere Impfstoff-Lieferungen folgen würden, die sechs regionalen Impfzentren geöffnet [2]. Seit dem 9. Februar 2021 sind nun alle 28 Impfzentren am Start [3].

Ungeklärte Situation, die viel Geduld erfordert

Die LÄKH informiert seit Ende Dezember im Rahmen der ihr zur Verfügung stehenden Informationen die Ärztinnen und Ärzte via E-Mails, Website und Pressemitteilungen zu aktuellen Entwicklungen rund um die hessische Impfstrategie und den Einsatz in den Impfzentren. Trotzdem erreichen uns verständlicherweise zunehmend Anfragen, wann mit einem Einsatz zu rechnen ist. Um bestehende Unklarheiten für die Melder, die noch keine Antwort seitens der Impfzentren erhalten haben, bestmöglich beseitigen und kommunizieren zu können, hatte die Projektgruppe den direkten Kontakt zu den Impfzentren gesucht – von Arbeitsebene zu Arbeitsebene. Das Ergebnis ist, dass keines der Impfzentren derzeit seine vollen Kapazitäten nutzen kann und der Personalbedarf demnach erst einmal gedeckt ist. Außerdem erhielten alle Impfzentren neben den von uns weitergeleiteten Meldern zahlreiche Bewerbungen über andere Wege. Die Einsatzplanung hängt nach Aussage der Verantwortlichen im Wesentlichen davon ab, ob genügend Impfstoff in Zukunft für die volle Auslastung zur Verfügung gestellt werden kann. Sie sind deshalb bemüht, allen Unterstützern eine Rückmeldung zu geben, was sich unter den gegebenen unklaren Umständen als sehr schwierig darstellt. Keiner der Beteiligten konnte anfangs genau abschätzen, welche Herausforderungen aufkommen werden, aber vieles können wir in der LÄKH aus dieser Zeit seit November 2020 für uns mitnehmen: eine starke kollegiale Zusammenarbeit, die verstärkte Kompetenz für lösungsorientiertes Handeln, flexible Arbeitsabläufe und vor allem auch die überwältigende Bereitschaft von hilfsbereiten Ärztinnen und Ärzten sowie anderen Helfern zur Unterstützung in den Impfzentren – dies sind positive Signale in einer herausfordernden und ungewissen Zeit.

Erfolg: Corona-Schutzimpfung für Ärzte und MFA

Nachdrücklich hatte Ärztekammerpräsident Dr. med. Edgar Pinkowski zuletzt am 11. Februar in einer Pressemitteilung die Politik aufgefordert, auch niedergelassene Kolleginnen, Kollegen und Medizinische Fachangestellte gegen Corona zu impfen.

Am 22. Februar kam die gute Nachricht: In Absprache mit Landesärztekammer (LÄKH) und Kassenärztlicher Vereinigung (KV) bot die Hessische Landesregierung ab 27. Februar Ärztinnen und Ärzten sowie medizinischem Personal nach § 3 der Impfverordnung des Bundes die Möglichkeit an, sich an zwei Wochenenden impfen zu lassen.

Innerhalb weniger Stunden nach Anfrage meldete die LÄKH alle Privatärzte an die Taskforce Impfen beim Hessischen Innenministerium. In einem nächsten Paket wurden zusätzlich die Arbeits- und Betriebsmediziner gemeldet.

Annette Seelig, Abteilungsleitung Zentrales Mitgliederdatenmanagement

Silke Nahlinger, MPH, Referentin Stabsstelle Qualitätssicherung

beide: Landesärztekammer Hessen, E-Mail: qs@laekh.de