„Die Rentenplanung ist insbesondere auch für junge Ärztinnen und Ärzte wichtig“

Wir müssen über die Rente reden. Ein Thema, das selten Begeisterung hervorruft. In unserem Fall ist jedoch Grund zur Zufriedenheit vorhanden. Als berufsständisches Versorgungswerk sind wir nicht nur unabhängig von der Deutschen Rentenversicherung, sondern auch Herr über unsere eigene Rente. Wie funktioniert das?

Die Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen wählt den Vorstand des Versorgungswerkes aus den Reihen der hessischen Ärztinnen und Ärzte. Dieser lenkt, beraten von hauptamtlichen Experten des Versorgungswerkes, dessen Geschicke. Große Entscheidungen über die Ausrichtung des Versorgungswerkes werden im Plenum der hessischen Ärztekammer, der Delegiertenversammlung, gefällt. Im Prinzip werden unsere Rentenbeiträge also von uns für uns verwaltet. Die derzeitigen Renten können sich daher durchaus sehen lassen. Im Gegensatz zur Deutschen Rentenversicherung, die nach dem Umlageprinzip arbeitet, also den aktuellen Rentnern ausbezahlt was die Beitragspflichtigen einbezahlen, hat das Versorgungswerk das Anwartschaftsdeckungsverfahren gewählt. Kurz gesagt bedeutet das: Wir bekommen als Rente das heraus, was wir selbst im Berufsleben eingezahlt haben. Zudem beinhaltet die Rentenversicherung im Versorgungswerk automatisch eine Berufsunfähigkeitsversicherung sowie Hinterbliebenenrenten. Somit sind wir und unsere Familien umfangreich abgesichert, ohne dass zusätzliche Beiträge erhoben werden.

Um die Renten auf einem hohen Niveau zu halten und der Zeit anzupassen, werden diese eingezahlten Beträge fest verzinst. Dies ist natürlich nur möglich, indem am Kapitalmarkt Gewinne erzielt werden. Trotz der anhaltend schwierigen Situation in diesem Sektor, der uns dieses Jahr das Wort Negativzinsen gelehrt hat, können unsere Beiträge vom Versorgungswerk aktuell mit 3% verzinst werden. Eine großartige Leistung. Um das Versorgungswerk auch in diesen turbulenten Zeiten stabil und die Gewinne möglichst hoch zu halten, mussten jedoch auch Maßnahmen getroffen werden, die weh tun. So steigt das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre an und die Verzinsung der Beiträge wird ab 2021 auf 2,5% gesenkt. Um diese Maßnahmen, die vor allem jüngere Ärztinnen und Ärzte treffen, abzufedern, haben wir in der Delegiertenversammlung listenübergreifend einen zusätzlichen Beschluss gefasst. Dieser besagt, dass die erwirtschafteten Überschüsse in absehbarer Zeit primär in die Höherverzinsung der zukünftig zu 2,5% verzinsten Beiträge investiert werden. Dies klingt recht trocken und theoretisch, es ist aber ein großer Beweis der Solidarität von Kolleginnen und Kollegen aller Altersgruppen mit uns Jüngeren.

Dennoch stellt sich besonders für junge Ärztinnen und Ärzte die Frage: Wird die Rente reichen? Eine seriöse Antwort darauf wird nicht zu finden sein, da es nicht nur von persönlichen Faktoren wie den individuellen Ansprüchen an den eigenen Lebensstandard, sondern auch von äußeren Einflüssen wie der Inflation und den Entwicklungen an den Finanzmärkten abhängt. Wer jedoch bedenkt, dass bis 2003 die Beiträge vom Versorgungswerk mit 4% pro Jahr verzinst werden konnten, und den Zinseszinseffekt einberechnet, der wird schnell gewahr, dass die Zeiten für frühere Generationen deutlich rosiger waren. Weiterhin gibt es gesellschaftliche Entwicklungen, die besonders jungen Ärztinnen die Freude auf die Rente trübt: Wer in Teilzeit arbeitet oder in Kindererziehungszeiten keine Beiträge zahlt, erwirbt wesentlich niedrigere Rentenanwartschaften.

Daher lohnt sich gerade für uns junge Kolleginnen und Kollegen eine gründliche Planung. Mehr denn je haben wir durch vergleichsweise hohe Einkommen die Möglichkeit, heute schon eine solide finanzielle Basis fürs Alter zu schaffen. Dies geht sowohl über zusätzliche Beiträge zum Versorgungswerk wie auch über private Rentenzusatzversicherungen oder gänzlich andere Modelle. Was davon zu wem passt, muss jede(r) individuell klären. Man sollte lediglich den Fehler vermeiden, sich in jungen Jahren nicht mit dem Thema Rente zu beschäftigen.

Svenja Krück

Mehr zum Thema finden Sie im Bericht des Versorgungswerkes.