Regulieren bis der letzte Arzt geht

Pressemitteilung

Hessischer Ärztekammerpräsident warnt vor populistischer Wartezeitenregelung

Als populistisch und wirklichkeitsfremd bezeichnet Dr. med. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach, Präsident der Landesärztekammer Hessen, den Plan der Koalitionspartner Union und SPD, eine Vier-Wochen-Frist für die Terminvergabe bei Fachärzten vorzuschreiben. "Schon jetzt arbeiten viele niedergelassene Kollegen vor allem in strukturschwachen Gebieten am Limit und ihre Wartezimmer quellen über. Die von den Koalitionären angestrebte gesetzliche Verpflichtung würde eine kaum zu bewältigende Mehrbelastung darstellen. Zu glauben, dass diese von Krankenhäusern abgefangen werden könnte, lässt erkennen, dass die Verantwortlichen wenig Kenntnis von der Realität in Krankenhäusern und Arztpraxen haben", erklärt von Knoblauch zu Hatzbach: "Die meisten Kliniken suchen händeringend nach Ärzten. Wer sollte angesichts dieser Situation die ambulante fachärztliche Versorgung im Krankenhaus übernehmen, wenn Niedergelassene in Praxen mit unsinnigen Vorschriften geknebelt werden?"

Das auf dem grünen Koalitionstisch in Berlin entworfene Vorhaben diene allenfalls dazu, die Versorgungssektoren ambulant und stationär gegeneinander auszuspielen und die Position niedergelassener Vertragsärzte zu schwächen, so der hessische Ärztekammerpräsident weiter. "Dem Patienten ist mit einer Bestrafung seines Vertragsarztes dagegen keineswegs gedient. Nicht zuletzt stellt der Plan von Union und SPD eine unzulässige Einmischung in die Entscheidungsfreiheit des freien Arztberufes dar. Regulieren bis der letzte Arzt geht, scheint die Devise zu sein", kritisiert von Knoblauch zu Hatzbach.

Wer eine gute Patientenversorgung aufrecht erhalten wolle und den zunehmenden Arztbedarf erkenne, müsse dagegen Bedingungen schaffen, die junge Menschen in die dringend zu besetzenden Tätigkeitsfelder zieht. "Drangsalierung, neue Verpflichtungen und Aufforderungen zu Garantien über die ärztliche Tätigkeit hinaus wirken abschreckend und haben zur Folge, dass immer mehr jungen Kolleginnen und Kollegen die Freude am Arztberuf ausgetrieben wird", warnt von Knoblauch zu Hatzbach.