Die kompetenzbasierte neue WBO ist seit 2020 in Hessen umgesetzt. Für alle Beteiligten war das hartes Brot und verlangte und verlangt mehr Energien als zuvor erwartet. E-Logbuch, kleinteilige, aber präzisere kompetenzbasierte Lehr- und Lerndokumentation, jährliche Statusgespräche, neue Kooperations- und Befugnislösungen haben herausgefordert. Die Weiterbildungsabteilung der Kammer ist neu organisiert und personell verstärkt, um die komplexen Übergänge parallel zur noch weiterwirkenden 2005er WBO umzusetzen. Bis Mitte 2025 sind so knapp 4.000 ambulante und stationäre Befugnisse nach der hessischen WBO 2020 auf die gewünschte „Reiseflughöhe“ gekommen. Viele hundert eLogbücher sind angelegt. Bei allem Baustellenfrust auf der Reisestrecke: doch ein großer Erfolg!
„WBO: Inhalte werden aktualisiert und verschlankt“
Digitalisierungen der Antragsformen sind dafür zusätzlich etabliert worden. Online-Seminare für Befugte und Weiterzubildende wurden aufgebaut und werden gut angenommen. Train-the-trainer-Seminare sind am Start, wesentliche Neuerungen werden immer wieder im HÄBL print oder online erklärt. Auch die Webseiten zu Weiterbildung und Befugnissen wurden kürzlich zeitaktuell und „kunden“-freundlich umgestaltet. Der Weiterbildungsausschuss und kleine Arbeitsgruppen von Ehren- und Hauptamt der Kammer haben begleitend trouble-shooting geleistet und mitgeholfen, unerwartete Schlaglöcher pragmatisch einzuebnen. Um die Befugnisumfänge aktuell halten zu können, werden zukünftig die Weiterbilder nach etwa fünf Jahren abgefragt, ob die anfangs registrierten Kompetenzen unverändert vermittelbar sind oder neue hinzugekommen sind. Je Weiterbildungsstätte werden die genehmigten Kompetenzmuster demnächst online einsehbar auf der Homepage veröffentlicht.
Größeres Update in Arbeit
War es das nun? Haben wir jetzt weitere Jahre business-as-usual mit kleinen Facelifts vor uns? Nein, bereits seit 2024 wird in der Bundesärztekammer intensiv gearbeitet, das bundesweite „Grundprodukt Muster-WBO 2018“ mit einem größeren Upgrade zu modernisieren. Ein Muss angesichts des schnellen Wandels von Versorgungsstrukturen, von medizinischer Diagnostik und Therapieverfahren. Das jetzige WBO-Grundsystem wird beibehalten, aber die formalen Vorgaben und fachlichen Inhalte werden auf Aktualität geprüft und konsequent geliftet.
Bereits beim diesjährigen Deutschen Ärztetag wurden die entsprechende Neuordnung, Präzisierung und Verschlankung der bisher über 50 Zusatzweiterbildungen beschlossen. Klarer definiert und geordnet als hauptberuflich ganztägig zu erwerbende ZWB, berufsbegleitend nach selbst gesteuerten Zeitschema erreichbare ZWB und kompakt kursbasierte, nebenberuflich zu bewältigende ZWB. Typische Schwerpunkte werden zukünftig den Gebieten zugeordnet. Siehe unten: Link der BÄK vom 3. Juli 2025.
Effizient und einfacher
Der größere Hub ist die nun folgende Überarbeitung der gesamten Facharztgebiete und ihrer Schwerpunkte, deren Fachdefinitionen und Roadmaps für die Durchführung. Dies sind noch einmal über 50 Positionen. Überholte oder zu ergänzende Kompetenzmuster und Richtzahlen, die vor acht bis zehn Jahren der Entwicklung der M-WBO 2018 unterlegt wurden, werden nötigenfalls nachjustiert und möglichst vereinfacht. Die geänderte Fassung muss effizient und schlanker sein, um dem rasanten Wandel von Medizin und Versorgungsstrukturen folgen zu können. Auch müssen wir ändern, dass deutsche WB-Zeiten bis zu drei Jahren länger als in vielen anderen EU-Staaten sind. Ein relevanter Wettbewerbsnachteil bei der inländischen ärztlichen Nachwuchsgewinnung.
Der Arbeitsprozess für das abschließende Gesamt-Upgrade der M-WBO 2018 zielt auf den Deutschen Ärztetag im Mai 2026. Danach können die Landesärztekammern das Ergebnis in die Fläche umsetzen. Hoffentlich schaffen wir das, praxisnah und zeitgerecht!
Dr. med. H. Christian Piper, Präsidiumsmitglied der Landesärztekammer Hessen