Der Artikel „Verwundetenversorgung unter Extrembedingungen“ im HÄBL 09/2025 ist nicht der erste zu diesem Thema. Die gegenwärtige Atmosphäre in Deutschland erinnert mich an die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, als sich alle nur noch fragten, wann es losgeht.

Aktuell wird in unserem Land nicht danach gefragt, wie wir die Kriegsgefahr bannen können, sondern es wird nur noch in Waffenkategorien gedacht und gehandelt. Die Äußerungen und Entscheidungen unserer Politiker sind unverantwortlich und erhöhen sogar das Kriegsrisiko. Mehr Waffen bedeuten eine Steigerung der Gefahr – und nicht mehr Sicherheit. Das ist ein fataler Irrweg, wie die Geschichte vielfach zeigt.

Die Ergebnisse, wie Kriege die Menschen heimsuchen, können wir täglich mit Entsetzen in den Medien sehen. Die Vorstellung, einen Krieg planen zu können, ist abartig; zu erwarten, bei einem konventionellen Krieg wirksam helfen zu können, ist naiv; und zu glauben, bei einem Atomkrieg verstrahlte Menschen behandeln zu können, ist eine komplette Illusion.

Deshalb halte ich es für falsch, dass die Ärzteschaft in zunehmendem Maße mit der Bundeswehr zusammenarbeitet (siehe auch Artikel im HÄBL 06/2025 und weitere). Ich sehe diese Aktivitäten als Militarisierung der Medizin, der sich die Ärzteschaft vehement entgegenstellen muss. Wir brauchen ein Gesundheitswesen für den Frieden und sollten überall daran arbeiten und uns dafür einsetzen, dass friedliche Lösungen gesucht werden. Deshalb halte ich es mit der Frankfurter Erklärung der IPPNW* von 1982.

Dr. med. Joachim Seffrin, Darmstadt

* IPPNW = Deutsche Sektion der Internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzt*innen in sozialer Verantwortung e. V.