Das Buch greift ein für die Zukunft der Medizin immens wichtiges Thema auf. Es versucht, Antworten auf die Fragen zu geben: „Wie kann Künstliche Intelligenz (KI) uns dabei helfen, eine bessere Gesundheitsversorgung zu erreichen? Welche Entwicklungen und Praxisbeispiele rechtfertigen heute schon diese Hoffnung?“ Dafür geht es einerseits auf die enormen Möglichkeiten als auch auf die Risiken von KI und die nötigen Maßnahmen ein, die wir als Gesellschaft treffen müssen. Beides gelinge nur durch eine gut ausbalancierte Orientierung an ethischen Leitplanken, die Forschung und Praxis bzw. den disruptiven Fortschritt durch KI einhegen sollen, ohne ihn zu behindern.

Im Editorial befassen sich die Herausgeber mit der Herausforderung, wie „Gute Klinische Praktiken“ in Zeiten der „Künstlichen Intelligenz“ definiert werden können. Sie weisen darauf hin, dass Forschung und ethische Grundsätze nicht immer selbstverständliche Partner seien. Ziel sei es, für Forschungsvorhaben Leitlinien zu entwickeln, „um für unsere Patienten den bestmöglichen Nutzen unter würdevollen Bedingungen zu erzielen.“ Diese wurden von der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) zusammen mit weiteren wissenschaftlichen Gesellschaften entwickelt.

Goldschmidt wägt Vorteile und Gefahren beim Einsatz von KI kritisch ab. Die Systeme seien, wenn sie auf korrekten Daten basieren, sehr gut geeignet für Mustererkennungen. Expertensysteme seien vor allem in der Radiologie und Pharmakotherapie ausgesprochen hilfreich und könnten Ärzte bei Diagnostik und Therapie unterstützen. Die Entscheidungen über therapeutische Maßnahmen sollten aber immer in ärztlicher Hand bleiben.

Prokosch et al. berichten über KI-Governance – Eine der ersten KI-Richtlinien in einem Universitätsklinikum in Deutschland. Unterteilt in Funktionen für die allgemeine Anwendung, medizinische Versorgung und Forschung erfolgt eine Risikobewertung. Autonom arbeitende KI-Systeme werden „als Hochrisiko-KI-Systeme mit einem grundsätzlich unannehmbaren Risiko in Bezug auf Gesundheit und Sicherheit von Patienten in der klinischen Versorgung eingestuft.“ Lange-Kuhlmann et al. gehen auf rechtliche Aspekte beim Einsatz von KI-Systemen ein. Der Arzt, die Ärztin haftet alleine für eventuelle durch KI-Einsatz entstehende Schäden. Da es sich noch nicht um etablierte Verfahren handelt, besteht für den Arzt eine erweiterte Aufklärungspflicht über unbekannte Risiken und Alternativen.

Eine Vielzahl weiterer anregender Themen wird in dem Sammelband behandelt. Das Buch hilft dabei, KI-Systeme sowohl in der medizinischen Forschung als auch in der Praxis zu nutzen, und wägt dafür Chancen und Risiken sehr anschaulich ab. Es verhilft zu einem grundsätzlichen Verständnis darüber, welche Rolle KI künftig im öffentlichen Gesundheitsdienst spielen wird. Das Buch ist daher eine Empfehlung für alle, die jetzt und in der Zukunft KI in der Medizin in Forschung und Praxis einsetzen.

Dr. med. Peter Zürner