Die Delegiertenversammlung hat gewählt: 13 Köpfe zählt das neue Präsidium der Landesärztekammer Hessen (Wahlperiode 2023–2028). An der Spitze stehen Dr. med. Edgar Pinkowski, Liste Fachärztinnen und Fachärzte, als Präsident, Dr. med. Christian Schwark, Marburger Bund Hessen, als neuer Vizepräsident und Monika Buchalik, Liste ÄrztINNEN Hessen, als erste Beisitzerin.

Es lag Spannung in der Luft. Nach den Kammerwahlen im Juni 2023 war das neu gewählte hessische Ärzteparlament am 9. September zu seiner ersten und konstituierenden Delegiertenversammlung der Wahlperiode 2023–2028 in Bad Nauheim zusammengetreten. Auf der Agenda standen die Wahlen des neuen Präsidiums und der Bezirksärztekammervorstände. Durch den Konferenzsaal wehte ein frischer Wind: 25 der insgesamt 80 Delegierten waren zum ersten Mal dabei. Ärztekammerpräsident Dr. med. Edgar Pinkowski bedankte sich sowohl bei den ausgeschiedenen als auch den wiedergewählten und neuen Mitgliedern des Ärzteparlaments für ihr Engagement. Dass mit dem Delegiertenamt ein hoher Einsatz verbunden ist, sei vielen Außenstehenden nicht klar.

Auf die vergangenen fünf Jahre blicke er mit Freude und Dankbarkeit zurück, so Pinkowski. „Wir haben viele Dinge angestoßen, die ich gerne mit Ihnen gemeinsam weiterführen möchte“, sagte er, bevor er die Sitzungsleitung an den Ehrenpräsidenten Dr. med. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach als Wahlleiter übergab, der mit Unterstützung von Dr. med. Susan Trittmacher, Prof. Dr. med. Jutta Peters und Kolja Deike die Wahlleitung übernahm. Mit einem „herzlichen Grüß Gott“ hieß von Knoblauch zu Hatzbach die Delegierten willkommen: „Ich freue mich, dass Sie alle angetreten sind, um Verantwortung in der Selbstverwaltung zu tragen.“

Neu: Position der ersten Beisitzenden

Vor der Wahl hatte das Gremium bereits eine erste Entscheidung zu treffen. So lag der Delegiertenversammlung ein Hauptantrag des Präsidiums (Wahlperiode 2018–2023) auf Einrichtung der Position des bzw. der ersten Beisitzenden des Präsidiums vor, die künftig in die des zweiten Vizepräsidenten/der zweiten Vizepräsidentin umgewandelt werden soll.

Zur Begründung erklärte Dr. med. Peter Zürner, Liste Fachärztinnen und Fachärzte Hessen, dass die Position eines zweiten Vizepräsidenten/einer zweiten Vizepräsidentin notwendig geworden sei, um der Vielzahl der Aufgaben der Präsidiumsspitze Rechnung zu tragen. Auch sollten die drei großen Listen künftig durch die drei Ämter an der Spitze des Präsidiums angemessen vertreten sein. „Seit über zehn Jahren bemühen wir uns darum, dass alle drei großen Gruppierungen im Präsidium vertreten sind.“ Gerade in der gegenwärtigen schwierigen politischen Situation sei ein Zusammenstehen der wichtigen Listen an der Präsidiumsspitze wichtig.

Nach ausgiebiger, teilweise kontroverser Diskussion beschloss die Delegiertenversammlung mit 62 Stimmen bei vier Enthaltungen und elf Gegenstimmen, die Position der oder des ersten Beisitzenden einzurichten – unter der Voraussetzung, dass bei der Entschädigungsregelung Kostenneutralität erzielt werde. Eine endgültige Entscheidung sowohl über die Position des ersten Beisitzers als auch über die Höhe der Entschädigung wird erst auf der Delegiertenversammlung im November getroffen.

Wie in der zurückliegenden Wahlperiode besteht auch das neue Präsidium der Landesärztekammer wieder aus insgesamt 13 Mitgliedern; die Wahlperiode beträgt fünf Jahre.

Präsidiumswahl

In freier und geheimer Wahl wurde über die Zusammensetzung des Präsidiums abgestimmt.

Mit großer Mehrheit wählten die Delegierten den Anästhesisten Dr. med. Edgar Pinkowski (67), Liste Fachärztinnen und Fachärzte Hessen, erneut zum Präsidenten der hessischen Ärztekammer. Pinkowski, der als einziger Bewerber für das Präsidentenamt kandidiert hatte, erhielt 56 von 78 abgegebenen Stimmen.

„Ich möchte Präsident aller hessischen Ärztinnen und Ärzte sein. Das habe ich schon 2018 gesagt, dies in den zurückliegen fünf Jahren so gelebt und werde auch in der kommenden Wahlperiode dafür eintreten“, kündigte Pinkowski anlässlich seiner Wahl an. Obwohl die Corona-Pandemie die Landesärztekammer Hessen vor große Herausforderungen gestellt habe, sei viel erreicht worden – insbesondere die Umsetzung der neuen Weiterbildungsordnung mit Reorganisation der Weiterbildungsabteilung, die Restrukturierung der Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung, mit der diese zukunftsfähig gemacht werden soll und eine Verbesserung der Serviceleistungen der Ärztekammer durch Digitalisierung.

Die Stärkung und Verteidigung der ärztlichen Selbstverwaltung bezeichnete Pinkowski als Daueraufgabe, der er sich in den kommenden fünf Jahren engagiert widmen werde. Dabei gehe es unter anderem darum, die Kommerzialisierung des Gesundheitswesens zurückzudrängen. „Wir wissen alle, dass die Krankenhausreform nur unter Einbeziehung des ambulanten Sektors gelingen kann. Das gilt auch für die Notfallversorgung“, betonte Pinkowski. Ausdrücklich wies er auf die Bedeutung der Medizinischen Fachangestellten hin. Die Ärzteschaft werde intern um Entscheidungen ringen, aber nach außen unisono als Einheit auftreten, kündigte der neu gewählte Präsident an. „Wir werden immer für gute Gespräche auf Augenhöhe bereit sein“ erklärte Pinkowski an die Adresse der Politik.

Mit 68 von 78 Stimmen wurde Dr. med. Christian Schwark, Marburger Bund Hessen, zum Vizepräsidenten der Landesärztekammer Hessen gewählt. Schwark hatte als einziger Bewerber für das Amt kandidiert. „Wir als Delegierte der Landesärztekammer Hessen haben den eindeutigen Auftrag, sowohl der Politik als auch den Konzernlenkern von Kliniken und Medizinischen Versorgungszentren deutlich zu machen, wie das wirkliche Leben in der Patientenversorgung abläuft. Was wir als Ärzteschaft in guten und lebhaften Diskussionen erarbeiten, müssen wir in die Politik tragen.“

Mit 51 von 78 Stimmen wurde Monika Buchalik, Liste ÄrztINNEN, die in den vergangenen beiden Wahlperioden Vizepräsidentin der Landesärztekammer war, zur ersten Beisitzerin gewählt. Buchalik erklärte, sich auch künftig für die Förderung der jungen Ärztegeneration, vor allem von Ärztinnen einsetzen zu wollen. Auch werde sie sich weiterhin für eine qualitativ hochwertige Versorgung der Patientinnen und Patienten stark machen. „Nur im Miteinander wird die Ärzteschaft dafür sorgen können, dass die medizinische Versorgung nicht den Bach herunter geht.“

Als weitere Präsidiumsmitglieder (Beisitzerinnen und Beisitzer) wurden gewählt:

  • Dr. med. Susanne Johna, Marburger Bund Hessen
  • Dr. med. Peter Zürner, Liste Fachärztinnen und Fachärzte
  • Dr. med. Hansjoachim Stürmer, ÄLTERE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE
  • Dr. med. Barbara Jäger, LDÄÄ – Liste demokratischer Ärztinnen und Ärzte
  • Dr. med. Lars Bodammer, Marburger Bund Hessen
  • Dr. med. Christine Hidas, Liste Fachärztinnen und Fachärzte
  • Jutta Willert-Jacob, Die Hausärzte
  • Dr. med. H. Christian Piper, Marburger Bund Hessen
  • Dr. med. Wolf Andreas Fach, Liste Fachärztinnen und Fachärzte
  • Michael Andor, Die Hausärzte

Kurzbiografien der Dreierspitze

Kurz-Vita Dr. med. Edgar Pinkowski, Präsident der Landesärztekammer Hessen:

Geboren 26.04.1956 in Wetzlar, seit 1989 als Anästhesist und Schmerztherapeut in einer Gemeinschaftspraxis in Pohlheim niedergelassen. Seit 1994 ist Pinkowski stellv. Landesvorsitzender des Berufsverbandes der Anästhesisten in Hessen und gehört seit 2000 der Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen (LÄKH) als Mitglied an. 2003 wurde er zum stellv. Vorsitzenden der Bezirksärztekammer Gießen gewählt und leitete diese von 2004 bis 2012 als Vorsitzender. Als Pinkowski im November 2012 in das Präsidium der LÄKH gewählt wurde, trat er vom Amt des Bezirksärztekammervorsitzenden zurück. 2018 wurde Pinkowski erstmals zum Präsidenten der LÄKH (Wahlperiode 2018–2023) gewählt und ist Mitglied im Vorstand der Bundesärztekammer. Auf dem 127. Deutschen Ärztetag in Essen wurde er in den Vorstand der Deutschen Akademie der Gebietsärzte gewählt. Von 2013 bis 2018 war Pinkowski Vorsitzender des Telematikausschusses der LÄKH. Seit 2007 gehört er außerdem der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen an.

Kurz-Vita Dr. med. Christian Schwark, Vizepräsident:

Geboren am 24.05.1969 in München. Schwark ist Facharzt für Neurologie und seit 2005 Oberarzt am Krankenhaus Nordwest in Frankfurt. Seit 2006 ist Schwark Mitglied im MB Hessen und wurde 2021 zum Landesvorsitzenden gewählt, Schwark gehört seit 2018 der Delegiertenversammlung der Landesärztekammer an. Er engagiert sich im Netzwerk Junge Ärztinnen und Ärzte und der Nachwuchsförderung. Zudem ist er in der Tarifpolitik und im Betriebsrat aktiv.

Kurz-Vita Monika Buchalik, erste Beisitzerin:

Geboren 02.09.1955 in Cosel/Oberschlesien, ist Monika Buchalik seit 1991 als Fachärztin für Allgemeinmedizin in Maintal-Hochstadt in Einzelpraxis (Akademische Lehrpraxis für die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und die Philipps-Universität Marburg) niedergelassen. Buchalik ist berufspolitisch u. a. seit 1999 als Mitglied des Deutschen Ärztinnenbundes, seit 2001 als Mitglied der Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen, seit 2004 in deren Präsidium, seit 2004 als Listenführerin der ÄrztINNEN Hessen und seit 2007 als Mitglied des Vorstandes der Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung in Bad Nauheim tätig. Im August 2013 wurde sie zur Vizepräsidentin der Landesärztekammer Hessen gewählt und 2018 im Amt bestätigt. Seit 2015 ist sie Mitglied der Arbeitsgruppe „Allgemeinmedizin“ im Ausschuss „Versorgung“ der Bundesärztekammer und seit 2016 Stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Akademie für Allgemeinmedizin der Bundesärztekammer. Außerdem ist sie seit 2017 stellvertretende Delegierte der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.

Weitere Wahlergebnisse

Die Ergebnisse der Wahl der Vorstände der sechs Bezirksärztekammern Frankfurt, Darmstadt, Gießen, Kassel, Marburg und Wiesbaden finden Sie auf den folgenden Seiten 550–552.

Außerdem wurden auf der Delegiertenversammlung die Mitglieder des Finanzausschusses und mehrerer Schlichtungsausschüsse gewählt, zu finden auf der Seite 552.

Katja Möhrle