Der Fortschritt sei eine Schnecke, wird gesagt. Das klingt irgendwie nett, bleibt aber doch kritisch frustriert. Schauen wir mit der Schneckentempo-Frage doch einmal auf die fünf ablaufenden Jahre der Wahlperiode bei unserer „LÄKH“. Erfreulicherweise findet man deutlich Anderes, es wurden große Jobs sehr zügig und in bemerkenswerten Leistungssprüngen bewältigt.

Umzug ins neue Kammergebäude

Erster Sprung: Die Kammer zieht in ein nachhaltig konzipiertes und im Kostenplan umgesetztes neues Gebäude „HLS 152“. Mit digitaltechnischem Komfort, moderner Klimatechnik und konsequentem Anspruch, gesetzlich geforderte Funktionen mit und für die ärztliche Kollegenschaft effektiv und serviceorientiert umzusetzen. Davon profitieren Weiterbildungsprüfungen, Fortbildungen, Meldewesen, Anerkennung von CME-Punkten, MFA-Ausbildung, Ärzteblatt, Website und mehr, wie auch der berufspolitische Diskurs und die Sichtbarkeit nach innen und nach außen. Und auch die Mitarbeitenden in Haupt- und Ehrenamt freuen sich über zeitgemäße Räumlichkeiten.

Neue Weiterbildungsordnung (WBO)

Zweiter Sprung: Vorbereitung und Umsetzung der neuen Muster-WBO mit hohem inhaltlichen Anspruch an Weiterzubildende und didaktisch für Weiterbildende. 440 Seiten Druckdokument wurden ab Ende 2018 diskutiert, Hessenspezifika unfallfrei ergänzt und im November 2019 von der Delegiertenversammlung (DV) beschlossen. Das bundesweit vorgegebene eLogbuch wurde für Hessen adaptiert, mit Pilotphase getestet und im Januar 2021 live gestellt. Über 4.500 Weiterbildungsbefugnisse werden nach der WBO 2020 überprüft und neu ausgefertigt. Dafür hat sich die Personal- und Führungsstruktur von Haupt- und Ehrenamt im Weiterbildungsbereich unter laufendem Optimierungszyklus neu aufgestellt. Keineswegs selbstzufrieden, nachbessern und nachschärfen bei Details der neuen WBO sind aus der Umsetzungspraxis heraus nötig und werden geleistet.

„Ihre Stimme für eine möglichst hohe Wahlbeteiligung“

Coronaschock, dann neue Chancen ergriffen

Einige Sofortsprünge forderte Corona mit seinen fatalen Haupt- und Nebenwirkungen seit 2020, um das Wegbrechen der täglichen Arbeitsroutinen, den Stillstand von Fort-, Weiterbildungen in Präsenz und der Prüfungen von Ärzten und MFA aufzuhalten. Die Kammer hat sich dem mit Erfolg gestellt: Sicherheitskonzepte für alle Beteiligten, Durchbruch zum mobilen Arbeiten für viele Mitarbeitende, digitale Formate für Konferenzen und Prüfungen, Live-Online-Veranstaltungen wurden unter Hochdruck etabliert, um die Kernfunktionen der Kammer stabil zu halten.

Modernisierung der Strukturen

Zu weiteren Sprüngen im Management der LÄKH wurde Anlauf genommen. Alle Akademiestrukturen sind 2022 professionell analysiert worden und nun auf sehr gutem Weg zu neuer Führungsorganisation, attraktiven Formaten, bedarfsorientierter Kundenakquise und Diversität der Angebotsorte. Die Bezirksärztekammern werden in einer strukturierten Pilotphase auf moderne Kooperations- und Funktionsstrukturen mit Ausbau der spezifischen IT-Technologien begleitet. Das Hessische Ärzteblatt wird digital umgebaut, zunächst neben der bekannten Printversion. In den vergangenen zwei Jahren hat sich u. a. als weitere Aufgabe der Kammer etabliert, die approbationsrelevante Fachsprachenprüfung für zuwandernde Ärztinnen und Ärzte hessenweit verantwortlich durchzuführen.

Initiativen zum Klimaschutz

‚Hic salta’, d. h. sofort Anpacken, ist dringend angesichts zunehmender Risiken und schon jetzt unübersehbarer Folgeschäden durch den globalen Klimawandel. Die Kammer kümmert sich, CO2-Abdrücke konsequent intern zu reduzieren und Anregungen für Kliniken und Praxen zu unterstützen. Die im wahrsten Sinne brennende Thematik wird vordringlich in Fort- und Weiterbildungen für Ärztinnen, Ärzte und MFA eingebracht: Hitzeschäden und typische Erkrankungsmuster erkennen, Hitzeschutzpläne entwickeln und propagieren, Hitzeerkrankungen richtig behandeln (siehe Artikel im aktuellen Heft ab S. 346).

Resümee zur Ausgangsfrage

Zukunftssichernde, große Fortschritte wurden geschafft. Und das keineswegs im Schneckentempo. Aber: Ja, es bleibt noch mehr zu tun. Wir brauchen dafür weiterhin beste Managementqualitäten und Handlungsstärke für die Gremien und die Hauptamtlichen unserer Landesärztekammer.

Sorgen Sie bitte jetzt mit dafür und geben Ihre persönliche Stimme bei der Kammerwahl 2023 ab! Nur eine besonders hohe Wahlbeteiligung wird die berufspolitische Legitimation und die Selbstverwaltung für unseren freien Beruf festigen.

Dr. med. H. Christian Piper, Präsidiumsmitglied der Landesärztekammer Hessen