Prof. Dr. med. Albrecht Encke ist am 7. Dezember 2022 im Alter von 87 Jahren in Frankfurt am Main gestorben. Er war nicht nur ein anerkannter, führender Vertreter der Chirurgie in Deutschland, sondern auch ein integrer und zugewandter Mensch.

Geboren am 24. Juni 1935 in Remscheid, stammt Encke aus einer Arztfamilie und studierte Humanmedizin in Freiburg, Tübingen, Wien und Köln, wo er 1961 promovierte. Es folgte ein zweijähriger USA-Aufenthalt. Zurück in Deutschland erhielt er 1964 ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft, das ihm die Forschung zum Thema Blutgerinnung an der Universitätsklinik Heidelberg ermöglichte.

Nach seiner Entscheidung, Chirurg zu werden, trat er eine Stelle an der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg an. Im Mai 1971 wurde Encke zum Oberarzt, wenig später zum Leitenden Oberarzt ernannt. Im Jahr 1979 folgte der Ruf als Lehrstuhlinhaber für das Fach Chirurgie an die Universität Frankfurt am Main. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2002 leitete er 23 Jahre lang die dortige Klinik für Allgemein- und Gefäßchirurgie.

Mit seinem Engagement in der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, der er 1999/2000 als Präsident vorstand, sowie als Prodekan der Medizinischen Fakultät kamen neue Aufgaben hinzu. Auf internationaler Ebene fungierte Encke als Präsident der International Federation of Surgical Colleges. Die medizinische und chirurgische Ausbildung des ärztlichen Nachwuchses hat er über zwei Jahrzehnte maßgeblich mitgeprägt. Seine hohen Ansprüche an sich selbst als Chirurg, Hochschullehrer und Chefarzt waren seinen Schülern Vorbild und Ansporn.

Encke hat die Lebertransplantation in Frankfurt klinisch und wissenschaftlich implementiert. Als einer der ersten hat er in seiner Klinik die psychoonkologische Betreuung für Patienten und Angehörigen eingeführt und weiterentwickelt. Die Themen Palliativmedizin und Sterbebegleitung waren für Encke wichtige Anliegen: Er war Mitbegründer des Hospizvereines St. Katharina in Frankfurt. Maßgeblich war es seinem langjährigen Engagement zu verdanken, dass im Jahr 2005 die stationäre Hospizeinrichtung St. Katharina eröffnet werden konnte.

Viele Jahre bekleidete Encke ebenso das Amt des Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, stand der Deutschen Stiftung Organspende als Beirat zur Verfügung und war aktives Mitglied der Kommission „Lebendspende“ der Landesärztekammer Hessen (LÄKH). Als Gutachter und Prüfer wirkte er außerdem für die LÄKH in den Bereichen Chirurgie, Viszeralchirurgie und Chirurgische Intensivmedizin.

Für seinen Einsatz im Gesundheitswesen erhielt Professor Encke eine Vielzahl von Ehrungen und Auszeichnungen, unter anderem das Bundesverdienstkreuz am Bande, die Paracelsus-Medaille der Bundesärztekammer und die Ehrenplakette der LÄKH. Wir nehmen Abschied von einem bedeutenden und aufrichtigen Menschen, von einem großen Lehrer und ehrlichen Freund.

Für die ehemaligen Schüler:  Prof. Dott./Univ. Rom Vittorio Paolucci