Es freut mich sehr, dass ich regelmäßig Zuschriften zu meinen Editorials erhalte, denn das zeigt mir, dass Sie meine Zeilen lesen und – noch viel wichtiger – sich aktiv mit den jeweiligen Themen auseinandersetzen. Diese Rückmeldungen geben wertvolle Hinweise, ob ich aus der Fülle der ärztlichen Themen die Bereiche herausgreife, die auch in Ihrem Fokus stehen.

So ist das Thema Gesundheitserziehung in Schule und Kindergarten, das ich im HÄBL 02/2022 kurz erwähnt habe, nicht unbemerkt geblieben. Karoline Müller, Fachärztin für Allgemeinmedizin, schickte mir eine E-Mail, die mit ihrem Einverständnis als Leserbrief auf Seite 165 abgedruckt ist, und fragt darin nach Initiativen oder Kontakten, um in dieses Thema Bewegung zu bringen. Hier möchte die Landesärztekammer Hessen gerne Hilfestellung leisten, um Interessierte zusammen zu bringen und nach Möglichkeiten zur Umsetzung zu suchen. Wenn Sie bereit sind, ein Projekt für Gesundheitserziehung in Schule und Kindergarten zu unterstützen, schreiben Sie uns bitte per E-Mail an haebl@laekh.de. Wir werden dann versuchen, einen ersten Austausch in einem Online-Meeting zu ermöglichen.

Dass das Thema Gesundheit nicht nur alte und ältere Menschen, sondern gerade auch die jungen Menschen interessiert, zeigen nicht nur die unverändert hohen Bewerbungszahlen für das Studium der Humanmedizin, sondern auch die ungebrochene Beliebtheit des Ausbildungsberufs Medizinische Fachangestellte. 2021 wurden Rekordzahlen mit bundesweit mehr als 17.100 Ausbildungsverträgen verzeichnet. Damit wurde der bislang bei Frauen beliebteste Ausbildungsberuf Kauffrau für Büromanagement auf den zweiten Platz verwiesen. Der Männeranteil ist unverändert mit knapp vier Prozent ausgesprochen niedrig.

Ceterum censeo, dass die Politik den Medizinischen Fachangestellten endlich einen Coronabonus zugesteht. Die Wertschätzung für diese unverzichtbaren Fachkräfte muss endlich gesteigert werden.

Auch wir wollen etwas steigern – und zwar die Zufriedenheit unserer Mitglieder – und führen aus diesem Grund die Möglichkeit ein, Beschwerden, die sich auf die Arbeit der Weiterbildungsabteilung der Landesärztekammer Hessen beziehen, über ein Online-Formular zu äußern. Obwohl die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Abteilung durch die Einführung der neuen Weiterbildungsordnung 2020 sehr gefordert sind, besteht der Wunsch, mögliche Mängel präzise in Erfahrung zu bringen, um diese dann zielgerichtet beheben zu können. Informationen finden Sie in dieser Ausgabe auf der Seite 160.

Herausforderungen verschiedenster Art fordern uns alle mehr oder weniger – und das nicht nur in Bezug auf die zermürbende Coronapandemie. Eine Auswahl zeigt sich auf den folgenden Seiten: Schwangerschaft während der Weiterbildung, Neustrukturierung der Krankenhausplanung und -finanzierung, Digitalisierung in der Medizin, Patientensicherheit als Teil des Studiums und nicht zuletzt die Aufrechterhaltung der Erinnerung an die Machtübernahme der Nationalsozialisten.

Unter dem Eindruck des Zweiten Weltkrieges und der Gräueltaten unter Mitwirkung von Ärzten während der Naziherrschaft wurde das Genfer Gelöbnis 1948 auf der 2. Generalversammlung des Weltärztebundes verfasst und 2017 zeitgemäß überarbeitet:

„Ich werde nicht zulassen, dass Erwägungen von Alter, Krankheit oder Behinderung, Glaube, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politischer Zugehörigkeit, Rasse, sexueller Orientierung, sozialer Stellung oder jeglicher anderer Faktoren zwischen meine Pflichten und meine Patientin oder meinen Patienten treten.“

Mehr möchte ich in diesem Editorial gar nicht schreiben.

Dr. med. Edgar Pinkowski, Präsident