Es ist vollbracht, die Koalitionsverhandlungen der Ampelparteien sind beendet und wir haben einen neuen Gesundheitsminister. Vor dem Kollegen Karl Lauterbach liegen gewaltige Aufgaben. Er muss nicht nur die noch immer grassierende Coronapandemie bekämpfen, sondern sich auch mit den Finanzlücken in der Gesetzlichen Krankenversicherung, der Zukunft der Pflegeversicherung, dem Fachkräftemangel, der Neugestaltung der Krankenhausfinanzierung und der Notfallversorgung und – ja, auch wenn es ihm wahrscheinlich nicht gefallen wird – mit der neuen GOÄ befassen. Keine Angst, ich werde an dieser Stelle nicht die sattsam bekannten Argumente für den Erhalt des dualen Krankenversicherungssystems wiederholen. Das alles kennen Sie zur Genüge und schließlich hat die immer wieder erhobene Forderung nach der Abschaffung der privaten Krankenversicherung auch keinen Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden. Daher gibt es nun für die neue Regierung keinen Grund mehr, die neue GOÄ weiter zu verzögern. Die Bundesärztekammer hat gemeinsam mit den ärztlichen Verbänden, den privaten Krankenversicherungen und der Beihilfe ein modernes Leistungsverzeichnis erstellt und betriebswirtschaftlich kalkuliert, das nicht nur die sprechende Medizin wie auch die Digitalisierung fördert, sondern auch regelmäßig aktualisiert werden kann und soll.

Die Ärzteschaft hat also geliefert – und zwar nicht nur bei der GOÄ, sondern in den vergangenen Wochen, leider erneut, auf den Intensivstationen und beim Impfen gegen Corona. Viele Kolleginnen und Kollegen legten und legen Sonderschichten am Wochenende ein, um in der eigenen Praxis, der Klinik oder Impfambulanzen zu impfen und so die „normale“ Versorgung ohne Einschränkung zu gewährleisten. Unterstützt werden sie von medizinischen Fachangestellten, Pflegekräften und anderen Freiwilligen. Dafür danke ich allen einmal mehr! Diese nicht selbstverständliche Hilfe nehmen Ärztinnen und Ärzte dankbar und gerne an. Wenn der richtige Impfstoff zur richtigen Zeit in der richtigen Menge am richtigen Ort ist, ist das anstrengend, aber leistbar und zwar unter ärztlicher Verantwortung, denn das Impfen ist eine ärztliche Aufgabe, die nicht nur aus dem Piks in den Oberarm besteht. Dass nun auch Apothekerinnen und Apotheker und Zahn- sowie Tierärztinnen und -ärzte gegen Corona impfen sollen, nachdem sie zuvor eine Schulung durch Ärzte absolviert haben, lehne ich entschieden ab. Ärzte sollten nicht andere schulen, sondern diese Zeit zum Impfen verwenden können.

Offenbar herrscht bei Politikern der Irrglaube, dass ein sechsjähriges Medizinstudium durch wenige Stunden Schulung ersetzt werden könnte. Es ist offenkundig nicht bekannt, dass vor jeder Impfung eine ärztliche Anamnese, eine korrekte Aufklärung sowie eine Prüfung von Indikation und Kontraindikation erfolgen müssen. Von der Beherrschung eines allergischen Schocks, der zum Glück selten ist, will ich gar nicht reden.

Wir werden auch im Jahr 2022 unsere Stimme erheben.

Dr. med. Edgar Pinkowski, Präsident