Beobachtungen während der Corona-Pandemie

Bereits Anfangs des 20. Jahrhunderts wurde von Albert Einstein der Satz „Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten“ geprägt.

Betrachtet man in der „Corona-Zeit“ die Menschen, wird dies täglich von vielen bestätigt. Die Deutschen hamstern Klopapier, die Franzosen Rotwein und Kondome, die Italiener Nudeln und Wein, die Niederländer „Tütchen“ mit Rauschmitteln, die Türken Raki und „Kolonya“ (eine Art 4711 mit hohem Alkoholgehalt), die Schotten Whiskey , die Skandinavier Paracetamol und Insulin, die Bulgaren Zitrusfrüchte, die Griechen Oliven und Ouzo und die Bürger aus dem Land des allmächtigen und allwissenden Trumps? Medikamente und Waffen!

Die Menschen raffen alles zusammen und nehmen auf andere keine Rücksicht, obwohl reichlich Nachschub nachfließt, aber erst etwas später geliefert wird. So kommt es zu einer vorübergehenden künstlichen Verknappung in Deutschland.

Aus Krankenhäusern werden Desinfektionsmittel, Schutzmasken und Schutzkittel gestohlen. So geraten gerade die fleißigen Helferinnen und Helfer selber in Not, weil sie sich nicht mehr ausreichend bei der Ausübung ihrer Tätigkeit schützen können. Dabei reichen doch im normalen Haushalt Wasser und Seife sowie die Einhaltung der Hygiene vollkommen aus.

Autofahrer, alleine in ihrem Auto sitzend, tragen eine Atemschutzmaske. In der Öffentlichkeit ist dann der Schutz unterhalb der Nase positioniert. Mit den getragenen Schutzhandschuhen wird einfach alles angefasst, sowohl Lebensmittel und Geld als auch die Klinke der Toilettentür.

Die meisten öffentlichen Verwaltungen sind für den Besucherverkehr geschlossen und die Mitarbeiter haben ein Einzelbüro. Wegen einer chronischen Erkrankung begehren sie jedoch eine Freistellung von ihrer Arbeit. Mittlerweile können Mitarbeiter vom Home-Office aus ihre Tätigkeit erledigen. Auch hier wird gegen den gesunden Menschenverstand der Wunsch nach Arbeitsbefreiung aufgrund der schweren Krankheit geäußert.

Unverständlich und geradezu kriminell handelte der nach einem Skiurlaub im Krisengebiet positiv getestete, aber symptomfreie Inhaber einer kleinen Firma, der weiterarbeitete und seine Mitarbeiter infizierte. Dabei kam es bei zwei chronisch-vorgeschädigten Risikopersonen zu massiven Gesundheitsproblemen und auch an seine Kunden wurde das Virus weitergeben. In den öffentlich-rechtlichen Fernsehprogrammen werden Chefärzte gezeigt, die mit ihren bloßen Händen den Desinfektionsmittelspender und in gleicher Weise den Türöffner bedienen, wobei jeder Medizinstudent das richtig mit den Ellenbogen macht. Oder der Hausarzt aus Norddeutschland, der extra einen Corona-Container vor seiner Praxis eingerichtet hat, aber dann mit dem kontaminierten Schutzkittel ohne weitere hygienische Maßnahmen nach dem Abstrich in die naheliegende Apotheke läuft, um ein Rezept für seinen Patienten einzulösen. Glücklicherweise waren das keine hessischen Ärzte.

Die Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie die Ministerpräsidenten haben das einzig Richtige gemacht: Verhängung der (persönlichen) sozialen Isolation, zwar in unterschiedlicher Ausprägung in den einzelnen Ländern, aber mit gleichen Effekten. Wie man aus der Geschichte weiß, werden immer wieder ganze Völker mit Maßnahmen sanktioniert, nur weil es immer wieder Unbelehrbare gibt. Genauso jene Personen, die jetzt vor Gericht ziehen, weil sie sich in ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt fühlen, weil sie beispielsweise nicht ihren Geburtstag im großen Kreis feiern können.

Schauen wir uns doch in der Welt um: Wir stehen in Deutschland noch sehr gut da. Gerade Italien ist der Hotspot in Europa mit über 110.000 Erkrankten, ca. 12.000 Corona-Toten (durch oder mit Corona), darunter 63 Ärztinnen und Ärzte (Stand: 01.04.2020). Wir können stolz auf unser Gesundheitswesen sein, das auf die Pandemie gut vorbereitet ist und zurzeit sogar dem Ausland helfen kann.

Und was können die Bürgerinnen und Bürger machen? Weiterhin Ruhe bewahren, zuhause bleiben, unnötige Kontakte meiden, persönliche Basishygiene insbesondere mit der richtigen Händewaschung beachten. FFP II- und FFP III-Masken sowie Desinfektionsmittel sollten wegen der Knappheit einzig den medizinischen und sonstigen Einsatzkräften vorbehalten bleiben, da diese direkten Umgang mit Infizierten haben. Für Bürgerinnen und Bürger ist sicherlich ein selbst genähter Mundschutz besser als gar kein Schutz, insbesondere wenn sie selber Erreger verbreiten.

Glücklicherweise hält sich die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger an die staatlichen Vorgaben. Durch die sehr zuverlässigen und fleißigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den systemrelevanten Berufen wird das Überleben unserer Gesellschaft gesichert.

Hören Sie auf Ihren gesunden Menschenverstand und bleiben Sie gesund!

Dr. med. Dipl.-Chem. Paul Otto Nowak, Facharzt für Arbeitsmedizin, Flugmedizin, Facharzt für Innere Medizin, Notfallmedizin, Vorsitzender der Bezirksärztekammer Marburg

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