50 Jahre Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung der Landesärztekammer Hessen

„In Hessen sind die Ärzte wie die Wilden,

Landauf, landab,

Sie kennen nur: Sich bilden, bilden, bilden,

Die einen weiter – andere fort –

Sie bilden sich, als sei es Sport.

Sie kommen her aus ihren Praxen,

Zu Pferd, im Auto, auch auf Hax’n,

Sie kennen alle nur ein Ziel:

Hören, lernen, möglichst viel.“ 

Mit diesen Worten übermittelte Prof. Dr. med. Horst-Joachim Rheindorf – einer der Gründungsväter und späterer Vorsitzender der Akademie – unter anderem die Grüße der Arbeitsgemeinschaft der ärztlichen Akademien auf der Festveranstaltung zum 20-jährigen Bestehen der hessischen Akademie [1, 3]. Knapp 30 Jahre später ist der Zuspruch zur Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung der Landesärztekammer Hessen noch deutlich gestiegen. Der Beschluss zur Gründung der Akademie wurde am 21. Februar 1970 von der Delegiertenversammlung gefasst. Die Bildungseinrichtung ist damit die älteste Akademie ihrer Art in Deutschland. § 1 des verabschiedeten Statuts lautet: „Die Akademie setzt sich zum Ziel, entsprechend der Aufgabe der Landesärztekammer Hessen, die berufliche Fortbildung der Kammerangehörigen zu fördern, Richtlinien für den erforderlichen Umfang der Fortbildung für alle Arztgruppen zu erarbeiten und Fortbildungsveranstaltungen, insbesondere Seminare durchzuführen“ [4]. Als Besonderheiten der Akademie waren die freiwillige Mitgliedschaft mit der Verpflichtung zur Fortbildung in einem bestimmten Umfang und die Kennzeichnung durch Plakette und Urkunde festgelegt worden. Die heute noch geschätzte „Blaue Plakette“ geht auf den Vorschlag des Delegierten Dr. med. Hans Kurt Bauer aus dem Jahr 1969 zurück, eine Plakette auf dem Arztschild als Zeichen für Fortbildung anzubringen. Im Laufe der Zeit hat sich diese Plakette zum Logo der Akademie entwickelt.

Nach dem Beschluss zur Gründung der Akademie nahm das Geschehen rasant an Fahrt auf: Im April 1970 stimmte die Delegiertenversammlung für den Kauf eines Grundstücks in Bad Nauheim. Noch im Oktober war Baubeginn. Im April 1971 wurde der erste Vorstand der Akademie gewählt; an seiner Spitze stand Dr. med. Hermann Kerger. Bereits im Juni 1971 wurde das Seminargebäude feierlich eingeweiht, das Anfang der 2000-Jahre dem jetzigen Seminargebäude weichen musste [5].

Im August 1971 erschien der erste Aufruf zur freiwilligen Mitgliedschaft im Hessischen Ärzteblatt; 1972 gab es bereits 652 Mitglieder. Die konstituierende Vollversammlung der Akademie fand im Oktober 1971 statt. Damals begann eine Diskussion über den zeitlichen Umfang, die Methodik und eine Effektivitätskontrolle der Fortbildung, die bis heute fortgeführt wird. Im Juli 1972 war Baubeginn des „Institutsgebäudes“ (heute „Akademiegebäude“), das im darauf folgenden Jahr zusammen mit dem Gästehaus „Hotel am Hochwald“ in Betrieb genommen wurde. Von diesem Zeitpunkt an sprach man vom Fortbildungszentrum [6]. Das Gästehaus wurde 1994 aus wirtschaftlichen Gründen wieder geschlossen.

Im Herbst 1975 erfolgte die Einrichtung der „Medizinisch-Wissenschaftlichen Abteilung“, die es der Akademie möglich machte, selbst die Gestaltung und Begleitung von Veranstaltungen zu übernehmen. Mit der Eröffnung der Kongresshalle, die später in den Besitz des Versorgungswerks überging, wurde die Liegenschaft 1980 erneut ausgeweitet.

Damit waren die Weichen gestellt, um die Akademie bis heute stetig weiter auszubauen – und dies sowohl quantitativ als auch vor allem qualitativ. Schon 1977 wurde die Namensgebung um das Wort „Weiterbildung“ ergänzt.

Im Laufe ihres Bestehens hat die Akademie zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt. Exemplarisch seien hier einige genannt, die inzwischen ihren Abschluss gefunden haben: Ausbildungsseminare für den Arzt im Praktikum und über das Gesundheitswesen in Deutschland, Fachtagungen Palliative Versorgung und hospizliche Begleitung, Medizin in der Literatur, Symposium der Klinischen Hämostaseologie etc. Auch in Didaktik und Methodik war und ist die Akademie bis heute am Puls der Zeit: Anfang 1977 beginnt die Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Hans Renschler, dem damaligen Leiter des Instituts für Didaktik der Medizin der Universität Bonn. Diese Zusammenarbeit wird von 1992 bis 1998 mit Prof. Dr. Herbert Fenger vom Institut für Berufspädagogik und Bildungsplanung der TH Darmstadt fortgesetzt. Große Gruppen weichen kleineren, der Vortrag im Plenum wird um die Arbeit in Kleingruppen ergänzt und, wo möglich, hält ein praktischer Anteil Einzug. 1998 wird das TED-System (Tele-Dialog) das erste Mal eingesetzt. 2009 bietet die Akademie die erste Blended-Learning-Veranstaltung (E-Learning und Präsenzveranstaltung) an: die Fortbildung „Arbeitsmedizinische Gehörvorsorge – Lärm“.

Der Name ist Programm

Im Laufe der vergangenen 50 Jahre hat die Akademie strukturelle Änderungen erfahren. So wurden die Namensgebung angepasst und die Blaue Plakette dem Zeitgeist entsprechend gestaltet. Doch nach wie vor ist der Name auch Programm: Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung der Landesärztekammer Hessen. Ihre Aufgabe, Ärztinnen und Ärzten eine hochwertige, produktneutral und industrieunabhängige Fort- und Weiterbildung zu bieten, hat die Akademie beständig weiter entwickelt. Schließlich dient, um es mit den Worten des ehemaligen Vorsitzenden Prof. Dr. med. Klaus-Reinhard Genth auszudrücken, eine „(…) kontinuierliche, berufsbegleitende Fort- und Weiterbildung (...) der Sicherstellung und Verbesserung der Behandlungsqualität und gewährleistet eine hohe Versorgungssicherheit der Patienten (…)“ [7].

„Die Arbeit der Akademie könnte nicht ohne den engagierten Einsatz aller Beteiligten so erfolgreich sein (…)“, schrieben Dr. med. Helmuth Klotz und Prof. Dr. med. Felix Anschütz bereits 1992 [8–10].

Und dies hat bis zum heutigen Tag Bestand: Die Organe der Akademie – Delegiertenversammlung, Präsidium und Vorstand – handeln nach ihrem satzungsgemäßen Auftrag. Der Vorstand kann zu bestimmten Fragestellungen Sachverständige aus zahlreichen medizinischen Disziplinen hinzuziehen. In Absprache mit der Geschäftsführung organisieren und betreuen 19 hauptamtliche Mitarbeiterinnen die Veranstaltungen, die sowohl im Bildungszentrum der Landesärztekammer in Bad Nauheim als auch hessenweit stattfinden. In jüngster Zeit konnte die Akademie mehr als 200 Veranstaltungen mit über 6.000 Teilnahmen jährlich verzeichnen. Pro Jahr sind ca. 600 Referenten tätig – viele davon mehrfach. Um es mit den Worten von Klotz und Anschütz aus dem Jahr 1992 zu sagen: „Der Hauptdank (…) gilt (…) ihrem unermüdlichen Einsatz, und den Zuhörern, deren Teilnahme und lebhafte Diskussionen die Akademie mit Leben erfüllen, (…)“ [10].

Der Leitspruch des früheren Vorsitzenden Prof. Dr. med. Ernst-Gerhard Loch wird auch in Zukunft Ansporn für die Arbeit der Akademie sein: „Wer aufhört, besser zu werden, hört auf, gut zu sein.“

Dr. med. Lars Bodammer, Mitglied des Präsidiums der LÄKH, Vorsitzender des Ausschusses Ärztlicher Nachwuchs

Die Literaturhinweise finden Sie in der PDF-Version der aktuellen Ausgabe auf unserer Website unter www.laekh.de/heftarchiv/ausgabe/2020/april-2020

Die Akademie ist Partner in Sachen Bildung – für die gesamte Zeit der ärztlichen Tätigkeit:

Die Veranstaltungen:

  • aktuell, praxisrelevant und interdisziplinär
  • unabhängig, produkt- und dienstleistungsneutral

Die Akademie bietet:

  • ein breites Themenspektrum
  • moderne didaktische Methoden
  • persönliche Betreuung aus einer Hand

Vorsitzende der Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung

  • Dr. med. Hermann Kerger (April 1971 bis April 1985), Ehrenvorsitzender
  • Prof. Dr. med. Horst-Joachim Rheindorf (Mai 1985 bis Juni 1989)
  • Prof. Dr. med. Felix Anschütz (Juli 1989 bis Dezember 1997)
  • Prof. Dr. med. Ernst-Gerhard Loch (Januar 1998 bis Dezember 2011)
    • Prof. Dr. med. Klaus-Reinhard Genth (März 2012 bis Juni 2019)
    • Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Hans-        Rudolf Tinneberg (seit Juli 2019)