Sektorengrenzen überwinden: Ärztekammerpräsident von Knoblauch zu Hatzbach will engere Zusammenarbeit von Praxis und Krankenhaus fördern

Pressemitteilung

Vizepräsidentin Monika Buchalik macht sich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stark

"Wir befinden uns mitten in einer der größten Herausforderungen der Gesundheitspolitik. Teil dieser Herausforderung ist demografische Entwicklung. Daher sind klare Weichenstellungen nötig, um die Zukunft der ambulanten und stationären Versorgung zu sichern", erklärte Dr. med. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach, Präsident der Landesärztekammer Hessen, gestern bei einem Pressegespräch, zu dem die neu gewählte Präsidiumsspitze eingeladen hatte. Dabei sei es nicht hilfreich, so von Knoblauch zu Hatzbach weiter, Aufgaben von einem Bereich auf den anderen und von einer Berufsgruppe auf die andere zu übertragen. "Vielmehr kommt es auf eine engere, sektorenübergreifende Zusammenarbeit von ambulanter und stationärer Medizin an. Dafür müssen wir die Sektorengrenzen überwinden." Nur so könnten auch künftig ältere Menschen auf dem Land versorgt werden, denen keine weiten Wege zumutbar seien.

"Die Entwicklung muss sich auch auf die ärztliche Weiterbildung auswirken", fügte von Knoblauch zu Hatzbach hinzu. Angesichts immer kürzerer Liegezeiten im Krankenhaus und einer Zunahme spezialisierter Behandlungen in der niedergelassenen Praxis könne die Weiterbildung nicht mehr ausschließlich im Krankenhaus stattfinden, sondern müsse zunehmend auch im ambulanten Bereich erfolgen. Und zwar sowohl für Allgemeinärzte als auch für andere Fachärzte. "Unsere Aufgabe als Landesärztekammer wird es sein, den Weg dorthin zu gestalten und zu strukturieren. Als Blaupause dafür dient die Weiterbildung Allgemeinmedizin."

Junge Menschen für den Arztberuf begeistern - das bezeichnete von Knoblauch zu Hatzbach, der die Landesärztekammer nun schon in zweiter Amtszeit führt, als eine seiner wichtigsten Aufgaben. Dazu gehöre auch, den ärztlichen Beruf und andere Gesundheitsberufe in der Außendarstellung wieder in ein günstiges Licht zu rücken. "Wir brauchen Medizinstudenten", unterstrich von Knoblauch zu Hatzbach und forderte mehr Studienplätze. Zugleich bezeichnete er es als unumgänglich, künftig die Zugangsvoraussetzungen zum Medizinstudium zu verändern. Der Ärztekammerpräsident begrüßte den Zuzug ausländischer Ärzte grundsätzlich. Allerdings müssten ausländische Kollegen fachlich dieselben Anforderungen erfüllen wie inländische. Auch ihre Deutschkenntnisse müssten nachweislich über die Alltagssprache hinausgehen.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Reformierung der Weiterbildungsordnung: Dafür will sich Monika Buchalik, neugewählte Vizepräsidentin der Landesärztekammer Hessen, einsetzen. Mit dem flächendeckenden System von Bereitschaftsdienstzentralen in Hessen, das derzeit von der Kassenärztlichen Vereinigung in Hessen eingeführt werde, würden niedergelassene Ärztinnen und Ärzte durch Bereitschaftsdienst-Ärzte entlastet. Auch für den stationären Bereich benötigten Kolleginnen und Kollegen Entlastungsangebote. Beispielsweise, wenn es um die Kinderbetreuung gehe.

"Ein Krankenhaus, das keine Kinderbetreuung anbietet, wird bald keine Chance mehr haben, junge Kolleginnen und Kollegen einzustellen", sagte Buchalik, in Einzelpraxis niedergelassene Fachärztin für Allgemeinmedizin, voraus. Auch die Fortbildung, zu der Ärztinnen und Ärzte verpflichtet seien, müsse mit Kinderbetreuungsangeboten verbunden sein. Als Beispiel nannte Buchalik das Kinderbetreuungsprojekt an der Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung der Landesärztekammer Hessen in Bad Nauheim. Darüber hinaus forderte die Vizepräsidentin der Kammer, dass auch die Gremienarbeit von Ärztinnen und Ärzten bundesweit durch Kinderbetreuungsmöglichkeiten unterstützt werden müsse.

Als wesentliches Projekt der nächsten ein bis zwei Jahre bezeichnete Buchalik die Überarbeitung der ärztlichen Weiterbildungsordnung. In Hessen sei bereits eine Anerkennung verkürzter Weiterbildungsabschnitte erfolgt, allerdings gebe es bei den Inhalten erheblichen Verbesserungsbedarf. Als beispielhaft stellte Buchalik die Förderung der ambulanten Weiterbildung durch die Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin und die Weiterbildungsverbünde Allgemeinmedizin heraus, in denen sich niedergelassene Ärzte mit Kliniken zusammenschließen. "Das benötigen wir auch für die anderen Facharztgruppen", betonte Buchalik.

Einig waren sich von Knoblauch zu Hatzbach und Buchalik darin, dass die Prävention in Zukunft weiter fortgeführt und ausgebaut werden müsse. "Sinn von Prävention ist es, den Menschen deutlich zu machen, wie sie Krankheiten vorbeugen können", erklärte von Knoblauch zu Hatzbach und wies u.a. auf die Projekte "Hackedicht – besser geht's dir ohne!" (Alkoholprävention) und "Fit und gesund älter werden"(Diabetesprävention) der Landesärztekammer Hessen hin.

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