Ärztekammer zieht positive Zwischenbilanz nach einem Jahr Alkoholpräventionsprojekt "Hackedicht - Besser geht's dir ohne!"

Pressemitteilung

Pressekonferenz und Aktionstag am 10. Juni in der Feldbergschule Oberursel

"Eine halbe Flasche Martini zum Vorglühen und anschließend in der Disco nur noch Leitungswasser. Aus Kostengründen": Von der Ärztin Dr. med. Jeanette Weber nach ihren Trinkgewohnheiten befragt, bezeichnete die 17-Jährige ihren Alkoholkonsum als durchschnittlich. Mitschüler aus einer der 11. Klassen der Oberurseler Feldbergschule, die heute an der Alkoholpräventionsaktion "Hackedicht - Besser geht's dir ohne!" der Landesärztekammer Hessen teilnahmen, stimmten ihr zu. Selbst 5 Liter Bier pro Person ("Bierathlon") am Abend seien nicht ungewöhnlich, meinte einer der jungen Männer. Wie besorgniserregend der Alkoholmissbrauch von Jugendlichen ist, hat zuletzt der im Mai 2008 veröffentlichte Drogenbericht der Bundesregierung deutlich gemacht: Während die 12-17-Jährigen 2005 noch 34 g reinen Alkohol pro Woche zu sich nahmen, waren es 2007 schon 50 g. Immer mehr Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 10 bis unter 20 Jahren werden mit der Diagnose "akute Alkoholintoxikation" stationär im Krankenhaus behandelt: 2005 waren es mit 19.400 mehr als doppelt so viele als im Jahr 2000.

"Wir sind davon überzeugt, dass Aufklärung ein wichtiges Instrument zur Alkoholprävention bei Jugendlichen ist", erklärte Dr. med. Ursula Stüwe, Präsidentin der Landesärztekammer Hessen heute in der Feldbergschule in Oberursel. Dort führten die Ärztinnen Dr. med. Jeanette Weber und Dr. med. Claudia Dienes drei "Hackedicht"-Präventionsaktionen für 120 Schülerinnen und Schüler der 11. Klassen des Beruflichen Gymnasiums durch. Anschließend konnten die Jugendlichen auf dem ADAC-Fahrsimulator ihr Reaktionsvermögen unter Alkoholeinfluss in einer Simulation testen.
Auf der Pressekonferenz zog Stüwe nach einem Jahr "Hackedicht - Besser geh's dir ohne!" eine positive Bilanz: Bisher führte die Landesärztekammer Aktionen an 18 hessischen Schulen mit knapp 2.000 Schülerinnen und Schülern durch; vielfach wurden darüber hinaus auch Elternabende angeboten. "Die durchweg positiven Reaktionen auf unser Projekt bestärken uns, diesen Weg weiterzuführen", sagte Stüwe. "Die Nachfrage der Schulen ist enorm, und wir bemühen uns weitere Sponsoren zu finden, um "Hackedicht" auch in Zukunft fortsetzen zu können."

Mit dem Alkoholpräventionsprojekt, das erstmals im Juni 2007 im Rahmen der Aktionswoche zur Alkoholprävention in Frankfurt öffentlich vorgestellt worden ist, möchte die Landesärztekammer einen ärztlichen Beitrag zur Alkoholprävention bei Jugendlichen leisten. Im Rahmen der Kampagne, die vom Hessischen Kultusministerium und dem Hessischen Sozialministerium unterstützt wird und sich an Jugendliche ab 11 Jahren (Mittel- und Oberstufe, auch Berufsschulen und Fachoberschulen etc.) richtet, vermittelt die Kammer Ärztinnen und Ärzte als Experten an hessische Schulen. In Abstimmung mit den Fach- und Beratungslehrern klären diese im Unterricht, auf Elternabenden oder auf Gesundheitstagen der Schulen über die Risiken des exzessiven Alkoholkonsums auf und weisen auf Beratungs- und Hilfsangebote hin (niedergelassene Ärzte, Suchtberatungsstellen...). Rund 80 hessische Ärztinnen und Ärzte haben sich bisher zur Mitarbeit bereit erklärt. Nach den Sommerferien 2007 kam "Hackedicht" an hessischen Schulen in Fahrt und bis heute ist das Interesse ungebrochen.

Die Landesärztekammer arbeitet u.a. mit der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen zusammen und strebt langfristig eine Vernetzung aller Beteiligten - Ärzte, Lehrer, Eltern, Fachstellen - an, um Jugendliche vor den Gefahren des Alkohols zu schützen. "Dies bedeutet allerdings nicht, dass wir mit erhobenem Zeigefinger in die Schulen kommen," betonte Stüwe. "Vielmehr wollen wir die Schüler über einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Alkohol aufklären", sagte die Ärztekammerpräsidentin. Die DAK und weitere Sponsoren haben "Hackedicht" bereits finanziell unterstützt; zur Weiterführung des erfolgreichen Projektes ist die finanzielle Unterstützung durch weitere Sponsoren willkommen und notwendig.

Die Kammer stellt für jede Aktion Flyer und Fragebögen für die Jugendlichen, einen in Abstimmung mit dem Ausschuss Sucht der Landesärztekammer konzipierten Muster-Vortrag für die Ärzte, der - abgestimmt auf die jeweilige Zielgruppe - variiert werden kann und Anregungen/Materialien für die "Hackedicht"-Veranstaltung zur Verfügung. Jede Aktion gliedert sich in einen Informationsteil, eine anschließende Diskussion und einen praktischen Teil. Hier werden Übungen mit den Rauschbrillen durchgeführt, die die eingeschränkte Sehfähigkeit unter Alkoholeinfluss demonstrieren. Bei älteren Schülern liegt der Fokus auf Diskussion und Beratung. Neben den Rauschbrillen hat sich bei den Veranstaltungen für ältere Schüler der Einsatz eines Fahrsimulators des ADAC als sinnvoll erwiesen, um das Fahren unter - simuliertem - Alkoholeinfluss erfahrbar zu machen.

Mit Hilfe eines Fragebogens, der kurz vor den Sommerferien an alle bisher beteiligten Schulen versandt werden wird, will die Landesärztekammer "Hackedicht" künftig auch evaluieren.

Weitere Informationen sind auf der LÄKH-Homepage www.laekh.de unter "Hackedicht - Besser geht's dir ohne!" eingestellt.

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