Ein Krankenhaus ohne Ärzte und Krankenpflegepersonal ist nur noch eine wertlose Immobilie

Pressemitteilung

Ärztekammerpräsidentin Stüwe warnt vor Ärztemangel an hessischen Kliniken

"Dass die deutschen Krankenhäuser angesichts roter Zahlen Alarm schlagen, ist kein Wunder", erklärte Dr. med. Ursula Stüwe, Präsidentin der Landesärztekammer Hessen, heute in Frankfurt. Daher dürfe sich auch niemand über das jetzt vorgestellte Krankenhaus-Barometer 2007 erstaunt die Augen reiben: "Schon gar nicht die Politik." Mit ökonomischen Zwängen, Fallpauschalen, die nur einen Teil der Kosten abdeckten und einem pauschalen Sanierungsbeitrag in Höhe von 0,5 Prozent des Gesamtbudgets würden viele Häuser förmlich in die Knie gezwungen. Unseriös sei es, so Stüwe, wenn Klinikarbeitgeber und Politik Krankenhausärzten vorwürfen, durch hohe Tarifabschlüsse eine Mitschuld an der Finanznot der Kliniken zu tragen. Die Ärzte hätten bestenfalls ihre alten Gehälter wieder erkämpft.

Dagegen müsse sich die Politik auf Bundes- und Landesebene die Frage gefallen lassen, warum sie in den vergangenen Jahren ihren Investitionspflichten nicht mehr nachgekommen sei. "Die Antwort kann nur lauten, dass die Krankenhauslandschaft "gesund" geschrumpft werden soll - und zwar auf Kosten der Versorgungsqualität." Durch kontinuierlichen Personalabbau in den Kliniken hätten die Patienten bereits in den vergangenen zehn Jahren wirtschaftliche Einschränkungen zu spüren bekommen. Doch jetzt drehe sich die Spirale der medizinischen Rationierung noch schneller. Stüwe wies darauf hin, dass viele Kliniken laut Krankenhaus-Barometer einen weiteren Personalabbau planten. Bundesweit wolle ein Drittel der Krankenhäuser offene Arztstellen nicht wieder besetzen. "Was das für die verbleibenden Ärzte bedeutet, liegt auf der Hand: Die ohnehin hohe Arbeitsbelastung wird zu- und die Zeit für die Patientenversorgung weiter abnehmen." Dies wiederum werde sich negativ auf den ärztlichen Nachwuchs auswirken, der immer weniger bereit sei, unter solchen Arbeitsbedingungen im Arztberuf tätig zu werden, oder ins Ausland abwandere.

"Auch in Hessen wächst die Zahl der Ärzte, die eine Berufstätigkeit im Ausland anstreben, weil sie dort bessere Rahmenbedingungen vorfinden", berichtete Stüwe. "Während im Jahr 2000 noch insgesamt 19 Ärztinnen und Ärzte den Antrag auf ein so genanntes "Certificate of Good Standing", eine Art ärztliches Führungszeugnis, das in vielen Jahren Voraussetzung für die Aufnahme einer ärztlichen Tätigkeit ist, bei der Ärztekammer gestellt haben, waren es 2006 schon zehnmal so viele, nämlich 227." Dass bei den Klinikärzten vor allem jüngere Jahrgänge aus Hessen fortstrebten, zeige ein Blick auf die Altersstruktur: Drei Viertel der Antragsteller aus dem Krankenhaus waren zwischen 31 und 45 Jahre alt. "Die Politik muss endlich für bessere Arbeitsbedingungen sorgen und das Sonderopfer für Krankenhäuser wieder abschaffen, sonst laufen uns noch mehr Ärzte und Krankenpflegepersonal davon", forderte die hessische Ärztekammerpräsidentin. „Die Leidtragenden sind einmal mehr die Patienten, denn eines ist klar," empörte sich Stüwe: "Ein Krankenhaus ohne Ärzte und Krankenpflegepersonal ist nur noch eine wertlose Immobilie."