"Allgemeinmedizin muss Pflichtfach im Medizinstudium werden"

Pressemitteilung

Vizepräsident der Landesärztekammer Hessen fordert Änderungen der universitären Ausbildung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Allgemeinmediziner

"Uns gehen die Landärzte aus. In den nächsten fünf Jahren wird die Versorgungslage in den hessischen Regionen dramatische Züge annehmen", sagt Martin Leimbeck, niedergelassener Landarzt in Braunfels (Lahn-Dill-Kreis) und Vizepräsident der Landesärztekammer Hessen, voraus. "Wegen der älter werdenden Bevölkerung steigt der Bedarf an ärztlicher Versorgung. Gleichzeitig geht die Zahl der Kollegen auf dem Land altersbedingt zurück, und es rücken zu wenige junge Ärzte nach."

Die jüngsten Vorschläge von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler seien ein Zeichen dafür, dass die Politik das Problem endlich erkannt habe und etwas dagegen unternehmen wolle. Leimbeck hält geänderte Zulassungsbedingungen für das Medizinstudium und die Abschaffung des so genannten "Hammerexamens" für erforderlich. "Vor allem aber muss die Allgemeinmedizin stärker in die universitäre Ausbildung eingebunden und zum Pflichtfach werden", fordert der Vizepräsident der Landesärztekammer. Dies beinhalte die Einrichtung eines eigenen Lehrstuhls für Allgemeinmedizin mit Forschungsauftrag an jeder Fakultät.

"Solche Veränderungen sind zukunftsorientiert. Allerdings müssen wir schon heute dem Ärztemangel auf dem Land mit geeigneten Maßnahmen begegnen", so Leimbeck weiter. Dazu gehörten die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Schaffung familienfreundlicher Infrastrukturen, finanzielle Sicherheit, geregelte Vertretungsdienste und eine kleinräumigere Bedarfsplanung in den ländlichen Regionen: "Hier sind Politik, Gesellschaft und Institutionen gleichermaßen gefordert." Außerdem müsse der bürokratische Aufwand reduziert und das Regresssystem für Verordnungen (Medikamente und Heilmittel) dringend abgeschafft werden. Leimbeck weist darauf hin, dass Landesärztekammer, Kassenärztliche Vereinigung und das Hessische Ministerium für Arbeit, Familie und Gesundheit einen runden Tisch zum Thema Ärztemangel gebildet haben.