In einer Zeit vielfacher Herausforderungen und Bedrohungen ist eine starke Vertretung der Ärzteschaft durch ihre Kammer wichtiger denn je. Im Interview gibt der Präsident der Landesärztekammer Hessen (LÄKH), Dr. med. Edgar Pinkowski, einen Rückblick auf die Arbeit der LÄKH im vergangenen Jahr und wirft einen Blick auf die Pläne und Neuerungen für 2026.

Fangen wir mit der Arbeit in der Ärztekammer an. Was waren hier die wichtigsten Themen des Jahres 2025?

Eine der Kernaufgaben der LÄKH ist und bleibt die ärztliche Fort- und Weiterbildung, denn Patientinnen und Patienten haben Anspruch auf eine Therapie gemäß dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Deshalb sind Ärztinnen und Ärzte verpflichtet, sich regelmäßig fortzubilden. Dieser Aufgabe stellt sich die kammereigene Akademie für ärztliche Fort- und Weiterbildung, die auf verschiedenen Ebenen weiterentwickelt wurde und wird.

... und wie hat sich die Akademie im vergangenen Jahr entwickelt?

Pinkowski: Sehr gut! Die Erfahrungen aus der Covid-Pandemie haben uns gelehrt, dass viele Angebote auch live-online oder sogar als On-Demand-Fortbildung möglich sind. Diesen Weg hat die Akademie 2025 konsequent weiterbeschritten und das entsprechende Angebot an Kursen und Seminaren deutlich erweitert. Ein derartiges Angebot braucht entsprechend ausgerüstete Räumlichkeiten. Unser Akademiegebäude ist aber inzwischen in die Jahre gekommen ist, deshalb hat die Delegiertenversammlung beschlossen, das Gebäude zu sanieren. Es wird technisch und architektonisch auf den aktuellen Stand gebracht und natürlich werden auch nachhaltige energetische Vorgaben berücksichtigt.

Gab es weitere Projekte im Bereich der Weiterbildung?

Ja, die Beratung und Unterstützung für weiterbildungsbefugte Ärztinnen und Ärzte sowie für die jungen Kolleginnen und Kollegen wurde deutlich ausgebaut. Wir haben zum Beispiel zielgruppengerechte Online-Seminare rund um das Thema E-Logbuch angeboten und auch die dazugehörige FAQ-Seite überarbeitet. Der Befugungsprozess wurde vollständig digitalisiert. Außerdem wurde die gesamte Weiterbildungsseite auf unserer Homepage neu strukturiert: Sie ist jetzt wesentlich übersichtlicher und nutzerfreundlicher.

Die LÄKH ist ja auch für die Berufsausbildung der Medizinischen Fachangestellten zuständig. Was hat sich dort getan?

Pinkowski: Das ist ein weiterer wichtiger Schwerpunkt. Mit der Carl-Oelemann-Schule verfügt die LÄKH über eine sehr leistungsstarke Einrichtung, in der nicht nur die sogenannte überbetriebliche Ausbildung stattfindet, sondern auch zahlreiche Fortbildungen inklusive der Aufstiegsfortbildung zur Fachwirtin beziehungsweise zum Fachwirt für ambulante medizinische Versorgung. Ich freue mich sehr, dass die Carl-Oelemann-Schule 2025 ihr 50-jähriges Jubiläum feiern konnte.

Solche Aufgaben gelingen nur mit guten Mitarbeitern. Wie stellt sich die Ärztekammer hier auf?

Pinkowski: Das stimmt. Wir stehen – wie andere Arbeitgeber auch – im Wettbewerb um qualifizierte Beschäftigte. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in den Ruhestand und das betrifft natürlich auch die Kammer. Um attraktiv zu bleiben, bieten wir neben einer wettbewerbsfähigen Bezahlung unseren Beschäftigten auch interne Fortbildungen, Gesundheitsangebote, ein RMV-Jobticket und ganz aktuell auch die Möglichkeit für ein Dienstfahrrad an. Damit verbinden wir sowohl gesundheitliche Vorteile als auch klimafreundliches Pendeln zum Arbeitsplatz.

Nicht zuletzt heißt es ja: Tue Gutes und rede darüber. Genau dies haben wir verstärkt, indem wir unter anderem vermehrt Informationen auf den Social-Media-Kanälen wie Instagram einstellen. Auf der Plattform X, ehemals Twitter, haben wir unsere Aktivitäten dagegen aufgrund der zunehmenden Verbreitung von Falschinformationen und Extremismus eingestellt.

...wie beeinflussen in diesem Zusammenhang geopolitische Herausforderungen die Arbeit der Kammer?

Pinkowski: Die veränderte weltpolitische Lage macht auch vor der Medizin und damit auch vor der Kammer nicht halt. Wir sind deshalb besonders stolz, dass unser Symposium zur zivil-militärischen Zusammenarbeit auf Schloss Oranienstein zum dritten Mal hochrangig besetzt und bis auf den letzten Platz ausgebucht war. Es ist ein Baustein, wie wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden wollen. Für eine gute Patientenversorgung ist ein resilientes Gesundheitssystem in Krisenzeiten unabdingbar!

Schauen wir nach vorne: Wie sehen die Pläne der Landesärztekammer für das Jahr 2026 aus?

Pinkowski: Ein großer Hub wird der Umbau des Akademiegebäudes, zumal der Akademiebetrieb ohne Einschränkungen weiterlaufen wird. Dazu wird ein Teil der Veranstaltungen an unserem Standort in Frankfurt stattfinden. Darüber freue ich mich besonders, denn das Haus haben wir von Anfang an auch als Haus der ärztlichen Begegnung geplant.

Wir sind zudem 2027 Gastgeberkammer des Deutschen Ärztetages. Solch eine riesige Veranstaltung lässt sich nicht mal eben so planen, deshalb sind wir bereits mitten in den Vorbereitungen, um die hessische Ärzteschaft gebührend zu repräsentieren. Beim kommenden Ärztetag in Hannover werden wir dafür auch schon kräftig die Werbetrommel rühren.

...jeder spricht von Digitalisierung. Gibt es auch dort Neuerungen?

Pinkowski: Natürlich! Die Zuordnung von Fortbildungspunkten der Veranstaltung wird vollständig digitalisiert. Das reduziert Übertragungsfehler und beschleunigt den Prozess. Genauso verfahren wir auch in der MFA-Abteilung. Die dortigen Akten und deren Bearbeitung werden vollständig auf ein digitales Verfahren umgestellt, das in einem sehr guten Miteinander der betroffenen Abteilungen gemeinsam entwickelt wurde. Auch unsere Homepage und unsere Präsenz auf den Social-Media-Kanälen werden wir dauerhaft weiterentwickeln.

Zusammenfassend lässt sich das so formulieren: Stillstand bedeutet Rückschritt. Unser Ziel ist die stete Fortentwicklung unserer Angebote für unsere Mitglieder. Dafür stehe ich.

Interview: Dr. med. Peter Zürner & Lukas Reus