Es ist geschafft. Die Kammerwahl 2023 wurde erfolgreich durchgeführt und zwar ohne Auffälligkeiten oder gar Pannen. Dafür gilt mein Dank den hauptamtlichen Helferinnen und Helfern sowie dem ehrenamtlichen Wahlausschuss, der das ganze Geschehen von Anfang an stets wachsam im Auge behielt. Vor allem aber gilt mein Dank Ihnen, die Sie sich aktiv an der Wahl beteiligt haben. Die Höhe der Wahlbeteiligung lag bei für Kammerwahlen respektablen 41,39 %, auch wenn ich mir hier natürlich noch mehr gewünscht hätte. Ganz besonders danke ich allen, die sich persönlich zur Wahl gestellt und damit schon ein Zeugnis ihrer Unterstützung für die Kammerarbeit abgelegt haben.

An Arbeit wird es auch in der neuen Wahlperiode nicht mangeln. Allein der Blick auf die angekündigte Krankenhausreform verspricht einiges an Aufwand. Welche Auswirkungen wird eine derartige Reform auf die Weiterbildung haben? Dabei rede ich gar nicht von dem unsinnigen Plan, dass die sogenannten Level Ii-Häuser einen wesentlichen Teil der ärztlichen Weiterbildung verantworten sollen. Wenn jedoch eine wirklich tief greifende Reform der Krankenhäuser mit entsprechender Verlagerung oder Schließung von Abteilungen oder gar kompletten Krankenhäusern erfolgt, wird dies Auswirkungen auf die Weiterbildungen inklusive der Weiterbildungsbefugnisse haben. Parallel wachsen die Möglichkeiten der ambulanten Versorgung, deren Rolle in der ärztlichen Weiterbildung daher perspektivisch zunehmen wird und muss. Hier bedarf es jedoch dringend neuer Lösungen, um eine entsprechende Finanzierung zu gewährleisten.

Finanzierung, besser gesagt fehlende Finanzierung, dieses Wort steht gleichsam für die gegenwärtig und in nächster Zukunft auf uns zurollende Pleitewelle von Krankenhäusern. Im Einzelfall mögen schlechtes Wirtschaften und falsche Managemententscheidungen der Grund dafür sein, doch mehrheitlich sind es schlicht die Folgen fehlender Investitionskosten durch die Bundesländer, massiver Steigerungen von Personal- und Energiekosten sowie der Kosten für Medizinprodukte, Arzneimittel und Lebensmittel. Pflegekräftemangel sowie rückläufige Fallzahlen seit der Coronapandemie tun ein Übriges. Ein ungeordnetes Krankenhaussterben ist das Gegenteil einer sinnvollen Krankenhausplanung und in meinen Augen verantwortungslos, wenn nicht gar zynisch. Eine Struktur zugrunde gehen zu lassen, ist einfach. Doch es ist ungleich schwieriger, sehr teuer und nicht selten unmöglich, sie wieder aufzubauen. Sollte noch irgendein Politiker oder vermeintlicher Experte glauben, dass die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte die Folgen eines ungeordneten Krankenhaussterbens auffangen könnten, dem sei in aller Deutlichkeit gesagt, dass das ein frommer Wunsch ist. Ganz abgesehen davon, dass noch immer nicht erkennbar ist, wie die ambulante Versorgung bei der geplanten Krankenhausreform berücksichtigt wird, zumal sich der Eindruck aufdrängt, dass die Regierung die ambulante Versorgung, insbesondere den fachärztlichen Bereich, eher als überflüssig ansieht.

Wer Veränderung will, muss in der Regel zunächst investieren und ja, das kostet Geld. So ist uns allen klar, auch der Politik, dass die Energiewende nicht umsonst zu haben ist. Der Griff in den Geldbeutel, gemeint ist auch der eigene, ist unvermeidbar, wenn wir in den nächsten Jahrzehnten noch eine lebenswerte bzw. -fähige Umwelt erleben wollen. Daher nimmt es nicht Wunder, dass das Bündnis Heilen & Helfen den Klimawandel in den Mittelpunkt des diesjährigen Sommerempfangs im Wiesbadener Opelbad stellte (siehe S. 498). Auch diese inzwischen fast schon traditionelle Veranstaltung der hessischen Heilberufe fiel in den Jahren 2020 bis 2023 der Coronapandemie zum Opfer. Umso größer war die Freude, endlich wieder zu einem persönlichen Austausch mit den Gästen zusammenkommen zu können. Diese Freude, aber auch das Bedauern über die fehlenden Kontakte während der Pandemie wurde vielfach geäußert.

Haben wir in Deutschland wirklich alles richtig gemacht? Sind wir wirklich bereit, unser Handeln in den Pandemiejahren einer (selbst)kritischen Prüfung zu unterziehen und aus den Ergebnissen Konsequenzen für die Zukunft abzuleiten, wohlgemerkt ohne persönliche Angriffe und Schuldzuweisungen? In der Medizin kennen wir alle den PDCA-Zyklus des Qualitätsmanagements: plan – do – check – act. Planen, durchführen, prüfen, handeln (verbessern). Das muss auch für gesamtgesellschaftliche und politische Entscheidungen gelten, deren Auswirkungen oftmals alle Menschen betreffen. Auch kritische Stimmen haben das Recht, gehört zu werden (siehe dazu den Beitrag von Prof. Dr. Ursel Heudorf S. 502). Das gilt für die Krankenhausreform ebenso wie für die während der Coronapandemie getroffenen Maßnahmen. Nur in der kritischen und sachlichen Auseinandersetzung können wir die beste Lösung finden, wohlwissend, dass der Kenntnisstand einige Jahre später eine andere Lösung besser erscheinen lassen könnte. Aber nur so entstehen Wissenszuwachs und Erkenntnisgewinn.

Dr. med. Edgar Pinkowski, Präsident