Special Olympics World Games in Berlin: Unter dem Motto „Unbeatable Together“, „Zusammen Unschlagbar“, kämpften in der Zeit vom 17. bis 25. Juni circa 7.000 Athletinnen und Athleten mit Intellectual Disability („intellektuelle“ oder „geistige Beeinträchtigung/Behinderung“) aus 176 Ländern in 26 Sportarten um den Lorbeer. 20.000 Volunteers („freiwillig Helfende“) trugen zum Gelingen dieses frohen und fröhlichen gemeinschaftlichen Events der Inklusion bei. Das begleitende niederschwellige Gesundheitsprogramm ist in Ausgabe 03/2023 vorgestellt worden.

Unser Autor Dr. med. Udo Hennighausen hat als Volunteer an der Sparte „Opening Eyes“ („Besser Sehen“) teilgenommen. Insgesamt hatten sich 249 Volunteers für Opening Eyes eingefunden, aus Augenheilkunde einschließlich Orthoptik, Optometrie, Augenoptik und dem sozialen Bereich. 2.938 Athletinnen und Athleten absolvierten einen „Parcours des Sehens“, an dessen Stationen visuelle Funktionen getestet wurden und eine Basis-Untersuchung der Augen erfolgte. Eine Beratung und bei Bedarf auch eine Brillenanpassung schlossen sich an. Ein Sortiment an Brillengestellen lag zur Auswahl bereit. Im Endergebnis wurden 1.507 gesponserte Brillen kostenfrei abgegeben.

Während bei der Behandlung in einer Arztpraxis bei Patienten mit intellektueller Beeinträchtigung oft die Betreuung in den Vordergrund rückt, traten die Athletinnen und Athleten hier als selbstständig Agierende auf und trugen stolz auf ihre sportlichen Leistungen die erkämpften Medaillen – auch wenn ihnen natürlich Betreuende zur Seite standen.

Lebensfreude trotz Beeinträchtigung

Eine als Volunteer gewonnene Erfahrung: Wenn im Rahmen der ärztlichen Begleitung einer Schwangerschaft eine Trisomie 21 bei dem noch nicht geborenen Kind festgestellt wird, erhebt sich für nicht wenige Eltern die Frage, ob sie sich von dem Kind trennen sollen. Wenn man die Lebensfreude und die soziale Teilhabe der Athletinnen und Athleten – nicht wenige trugen diese Chromosomen-Konstellation – erlebt hat oder zumindest um diese weiß, dürfte die Entscheidung für das noch nicht geborene Kind leichter fallen.

Fazit und Ausblick

Inklusion ist ein wichtiger gesellschaftlicher Auftrag unserer Zeit, der nicht nur diskutiert, sondern auch erfahren werden muss. In diesem Sinne kann die Teilnahme als Volunteer bei Special Olympics nur sehr empfohlen werden, auch für das gesamte Praxisteam. Special Olympics Deutschland veranstaltet im zweijährigen Wechsel nationale Sommer- und Winterspiele. Die nächsten nationalen Spiele für Menschen mit geistiger Behinderung finden vom 29. Januar bis 2. Februar 2024 in Thüringen statt (Infos „Werde Helfer“ im Internet unter https://specialolympics.de/thueringen2024). Gastgeber der nächsten Special Olympics World Games 2027 ist Perth (Australien).

Dr. med. Udo Hennighausen ist Augenarzt und war von 1979–1999 in Alsfeld/Oberhessen niedergelassen, von 2000 bis Anfang 2021 in Heide/Schleswig-Holstein, zuletzt im Angestelltenverhältnis. Er lebt aktuell in Hamburg, ist noch augenärztlich vertretend, vorwiegend aber publizistisch tätig. E-Mail: Udo.Hennighausen@web.de

Programm „Opening Eyes“ – Besser Sehen

Die Disziplin Opening Eyes® bietet Teilnehmenden der Special Olympics qualifizierte Prüfungen der Sehfähigkeit. Bei Bedarf erhalten sie kostenlose Brillen oder Sonnenbrillen.

Getragen wird das Programm „Opening Eyes“® in Deutschland durch Lions Deutschland, seit 2001 besteht die Kooperation mit Special Olympics. Lions International hat sich, inspiriert durch die Lebensgeschichte von Helen Keller, seit vielen Jahrzehnten dem Kampf gegen die Blindheit verschrieben. In diesem Sinne tragen auch die Lions-Hornhautbanken seit Jahrzehnten zu diesem großen gesamtgesellschaftlichen Ziel bei.