Leserbrief zum Artikel: „Klima und Gesundheitsschutz – ,Hitze ist gefährlich!’, Gespräch mit Dr. med. Martin Herrmann von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG e. V.)“, HÄBL 06/2023, S. 346

Hitze wird in diesem Artikel als „das größte Risiko für unsere Gesundheit“ angesehen. Wie bei jeder Verwendung eines Superlativs sollte man sich als Autor sehr genau überlegen, ob das so stimmen kann oder nur der Effekthascherei („Bewohnbarkeit unseres Planeten“ oder sogar „planetare Gesundheit“) geschuldet wird. Als Beispiel werden dann die vergangenen Sommer 2018–2020 aufgeführt, die angeblich zu einer signifikanten Übersterblichkeit in Deutschland geführt hätten, die sich aber in den offiziellen Sterbestatistiken nicht finden lassen.

Es gab immer schon warme Sommer genauso wie sehr kalte Winter, in denen schon lange mehr Menschen sterben als in warmen Sommern. Natürlich wird dies fälschlich dem angeblich vom Menschen verursachten Klimawandel zugeordnet. Auch in anderen Ländern gibt es heißere Sommer als die paar Wochen im Jahr, die wir in unseren Breitengraden aushalten müssen und dann gleich beklagen. Auch dort leben Menschen und müssen sich selbstverständlich wie seit Jahrtausenden einfach den äußeren Gegebenheiten anpassen.

Wenn man denn schon Ursachenforschung betreiben will, zumindest in Deutschland, kann man z. B. auf die prekären Verhältnisse verweisen, die keine adäquate Versorgung vor allem der alten Menschen in Pflegeheimen und anderswo gewährleisten. Das ist meines Erachtens zur Zeit das größte zusätzliche Risiko, neben Vorerkrankungen, für unsere betagten Altvorderen im Sommer zu sterben – eine Schande in unserem noch relativ reichen Deutschland ohne ausreichende, gut bezahlte Pflegekräfte. Am mangelnden Geld kann es nicht liegen, denn für sinnfreie Maßnahmen wird genug zum Fenster hinausgeworfen. In dem Artikel ist aber nicht einmal dieses Problem für die Autoren erwähnenswert.

Es ist für mich wissenschaftsfreie Ideologie zu meinen, wir könnten mit ein wenig Reduktion der normalen CO2-Produktion Einhalt gebieten und irgendetwas am Wetter (oder Klima) ändern, nicht in Deutschland (2 % des weltweiten CO2-Ausstoßes von 4 % des menschlichen Anteils überhaupt!), nicht in Europa oder sonst wo auf dem Globus.

Was wichtig wäre, ist die Umwelt zu schonen und mit den endlichen Ressourcen sparsam umzugehen. Vor allem aber bei letzterem sehe ich kaum Anstrengungen, hier Fortschritte zu erreichen, eher im Gegenteil (z. B. Abholzung ganzer Wälder für Windmühlen oder Fotovoltaik).

Für mich gehört dieser Verein mit dem unzutreffenden Namen KLUG zu der Propagandamaschinerie, die eine von der Bevölkerung nicht gewollte Transformation befördern will. Es wäre an der Zeit, auch im Hessischen Ärzteblatt wieder mehr wissenschaftlich fundierte Artikel zu veröffentlichen oder zumindest parallel eine andere Meinung abzudrucken, denn im Diskurs liegt das Wesen der Wissenschaft. DIE Wissenschaft gibt es nicht, anders als uns in den vergangenen drei Jahren versucht wurde beizubringen.

Dr. med. Hans-Joachim Siemens, Kassel